Am Montagmittag gab es in der Aachener Soers einen Appetizer auf das, was die Welt beim CHIO Aachen 2024 ab dem 28. Juni erwarten wird: Hochklassiger Sport, große Emotionen und ein spektakuläres Rahmenprogramm. Gemeinsam mit den Organisatoren blickten die Dressur-Bundestrainerin Monica Theodorescu und der Bundestrainer der Springreiter, Otto Becker, voraus auf das Weltfest des Pferdesports 2024.
„Es kribbelt immer, wenn wir nach Aachen kommen“, beschreibt Monica Theodorescu ihre Gefühlslage. „Und so kurz vor den Olympischen Spielen in Paris kribbelt es fast noch ein bisschen mehr“, verriet die Bundestrainerin der deutschen Dressurreiter, für die es gilt, während der CHIO Aachen-Tage ihr Team für das Championat zu finden. Daher ist mit Ausnahme von Doppel-Olympiasiegerin Jessica von Bredow-Werndl, die mit ihrer Erfolgsstute TSF Dalera BB bereits für Paris gesetzt ist, die gesamte deutsche Spitze im Deutsche Bank Stadion mit ihren Top-Pferden am Start. Aachen-Rekordsiegerin Isabell Werth setzt auf Quantaz und Wendy de Fontaine, Frederic Wandres sattelt Bluetooth OLD und Duke of Britain FRH und auch Reitmeisterin Ingrid Klimke mit Franziskus FRH sowie Katharina Hemmer mit Denoix PCH möchten sich für einen Start bei den Olympischen Spielen empfehlen. Und auch der Mannschafts-Olympiasieger von 2016, Sönke Rothenberger, der mit seinem Fendi in der Vier-Sterne-Tour an den Start gehen wird, befindet sich noch in Lauerstellung auf einen Platz im Team.
Dafür sind in Aachen Top-Leistungen gefragt. Kein Wunder also, dass die Zielsetzung der Bundestrainerin für den Lambertz Nationenpreis lautet: „Gewinnen natürlich!“ Aber die Konkurrenz schläft bekanntlich nicht. Schweden schickt seinen aktuellen Weltcup-Sieger Patrik Kittel ins Rennen, das dänische Team wird angeführt von Mannschafts-Weltmeisterin Nanna Skodborg Merrald, dazu kommen die zweifache WM-Bronzemedaillen-Gewinnerin Dinja van Liere aus den Niederlanden und die britische Doppel-Weltmeisterin Charlotte Fry, die ihre beiden Top-Pferde Glamourdale und Everdale mit in die Soers bringt. Wessen Name am finalen Sonntag nach dem Lindt-Preis auf der legendären Siegertafel verewigt wird, ist in diesem Jahr spannend wie nie. Das freut insbesondere Stefanie Peters. „Es ist ja kein Geheimnis, dass ich Dressur-Fan bin“, schaut die Präsidentin des ausrichtenden Aachen-Laurensberger Rennvereins e.V. (ALRV) voller Vorfreude auf die schönsten zehn Tage des Jahres, in denen sie, wann immer es ihre Zeit erlaubt, bei der Dressur vorbeischauen wird.
Aber nicht nur im Deutsche Bank Stadion, auch im nur wenige Meter Luftlinie entfernten legendären Hauptstadion wird in der kommenden Woche Sport auf Weltklasse-Niveau geboten. Denn auch dort sichtet der deutsche Bundestrainer seine Kandidaten für Paris. „Wir tüfteln für jedes der in Frage kommenden Paare einen Plan aus, in welchen Prüfungen sie jeweils eingesetzt werden“, so Otto Becker, der mit dem gesamten Olympia-Kader in die Soers kommt. Für den Mercedes-Benz Nationenpreis schickt der Bundestrainer Hans-Dieter Dreher, Christian Kukuk, André Thieme und Jana Wargers ins Rennen. Das erlesene Feld der Konkurrenten wird angeführt von der Nummer 1 der Weltrangliste, dem Schweden Henrik von Eckermann, Europameister Steve Guerdat aus der Schweiz und Olympiasieger Ben Maher aus Großbritannien.
Und auch im Voltigieren, dem Vierspänner-Fahren und der Vielseitigkeit sind die Allerbesten am Start. So gehen Deutschlands dreifacher Olympiasieger Michael Jung, der zweifache SAP-Cup Sieger Christopher Burton aus Australien und Großbritanniens Team-Olympiasiegerin Laura Collett (GBR) in den reiterlichen Dreikampf. Über die starken Starterfelder freut sich – na klar – auch ALRV-Vorstandsmitglied Birgit Rosenberg. „Das ist schon Weltklasse“, so die CHIO Aachen-Sportchefin, die zugleich auf eine Neuerung aufmerksam machte: In diesem Jahr werden zehn statt acht Teams im Mercedes-Benz Nationenpreis an den Start gehen. „Wir freuen uns sehr, dank einer Wildcard ein Team aus Mexiko hier bei uns in der Soers zu haben.“
Von Neuerungen wusste auch Michael Mronz zu berichten. Insbesondere im Bereich der Digitalisierung hat sich wieder einiges getan. So wurde die CHIO Aachen-App kontinuierlich weiterentwickelt: Modern. Übersichtlich. Userfreundlich. „Einfach der ideale Begleiter für alle Turnierbesucher“, so Michael Mronz, Geschäftsführer der Aachener Reitturnier GmbH (ART). „Und wenn ich alle sage, dann meine ich ALLE. In diesem Jahr haben wir einiges dafür getan, dass wir sowohl in der App als auch im Web und zum Beispiel auf Instagram Schritte zur Barrierefreiheit gehen. Mithilfe von ALT-Texten können auch Fans unsere Infos und News konsumieren, deren Sehfähigkeit beeinträchtigt ist.“
Bezogen auf das Thema Barrierefreiheit verwies Michael Mronz auf ein Pilotprojekt am Turnier-Mittwoch, unter anderem beim Turkish Airlines-Preis von Europa. „An diesem Tag bieten wir zum ersten Mal eine professionelle Audiodeskription an, mit der auch blinde und sehbehinderte Menschen an einer der renommiertesten Springprüfungen im Reitsport teilhaben können“, so Mronz, der zudem den brandneuen CHIO Aachen Podcast hervorhob, der noch in dieser Woche an den Start geht. In der ersten Folge sprechen der Sieger des Rolex Grand Prix 2023, Marcus Ehning, und seine Frau Nadia offen wie nie über Sportliches und Privates. „Reinhören lohnt sich“, spricht Michael Mronz eine klare Empfehlung aus.
Und auch davon profitiert der CHIO Aachen: Parallel zum Turnier wird in Aachen der Kongress #neuland organisiert, bei dem internationale Top-Speaker wie zum Beispiel Bayer 04 Leverkusens CEO Fernando Carro, VfB Stuttgarts Vorstandsvorsitzender Alexander Wehrle, RWE-CEO Dr. Markus Krebber, Bayer-CEO Bill Anderson und Sportmanager Oliver Bierhoff zu den drängenden Gegenwartsfragen wie Digitalisierung, vernetzter Mobilität und Energie Stellung beziehen. Außerdem dabei: IOC-Präsident Thomas Bach, der am Dienstag einen Impulsvortrag auf dem CHIO Aachen-Gelände halten wird. Thema des zweiten Kongress-Tages wird der CHIO Aachen Scientist Circle sein. Ein Projekt, das Pferdefachleute und führende Wissenschaftler aus Deutschland, Belgien und der Schweiz zusammenbringt und das Wohlergehen von Sportpferden in den Mittelpunkt seiner Arbeit stellt.
Doch der CHIO Aachen ist und bleibt vor allem das: Weltklasse Sport. An zehn Tagen, in fünf Disziplinen, in den berühmtesten Pferdesport-Arenen der Welt. Insgesamt werden 300 Reiter aus 30 Nationen in Aachen erwartet, dazu rund 600 Pferde. Darauf und auf die vielen Gäste aus aller Welt, die das Turnier stets in die alte Kaiserstadt lockt, freut sich auch Aachens erste Bürgerin Sibylle Keupen. „Der CHIO Aachen“, so die Oberbürgermeisterin, „hat nicht nur eine lange Tradition, sondern auch eine enorme internationale Strahlkraft. Das wird auch in diesem Jahr ein großartiges Ereignis.“
Und ebendieses Ereignis startet in exakt vier Tagen, zunächst mit den Voltigierern und den beiden Konzerten „Pferd & Sinfonie“, die in diesem Jahr das Jubiläum „100 Jahre Turniergeschichte in der Aachener Soers“ thematisieren. Die offizielle Eröffnungsfeier am 2. Juli zaubert – passend zum Partnerland USA – mit zahlreichen Mustangs, dem US-Nationalteam im Cheerleading und vielen weiteren Höhepunkten US-amerikanisches Flair in die Soers. Und spätestens dann wird es auch bei den Teilnehmern und Zuschauern wieder da sein, dieses ganz besondere Kribbeln, wenn sie Teil von Deutschlands größter Sportveranstaltung sein dürfen.