Es wurde gestichelt, es wurde provoziert. Bereits im Vorfeld des Relegation-Hinspiels ging es verbal heiß her. Vor allem Tomas Oral, Trainer des FC Ingolstadt, wetzte die Messer. Michael Wiesinger, der zwischen 2008 und 2010 als Übungsleiter der Schanzer fungierte, reagierte gelassen: „Das ist doch alles in Ordnung. Wir sind wenigstens noch Typen und wollen uns fetzen“, erklärte der FCN-Interimscoach, der nach Jens Kellers Freistellung für die beiden Relegationsspiele auf die Trainerbank der ersten Mannschaft zurückkehrte. Sein Gegenüber sah das ähnlich: „Es ist normal, dass jeder versucht, für seine Vereinsfarben das Optimale herauszuholen. Und danach ist es auch gut, solange es nicht unter die Gürtelline geht.“
Wiesinger „küsst“ Nürnberger wach
Was Oral während der Schanzer Pressekonferenz schaffte, gelang seiner Truppe auf dem Spielfeld nicht: nämlich auf Angriff zu gehen. Stattdessen war es der 1. FC Nürnberg, der attackierte. Schon früh bekam Ingolstadts Keeper Marco Knaller viel zu tun. Der Club dominierte das bayerische Duell und machte pausenlos Druck auf das gegnerische Tor. Das Flankenspiel der Mittelfranken funktionierte. Stürmer Mikael Ishak zeigte sich treffsicher. Nachdem er in der 4. Minute den Ball an die Latte köpfte, netzte der Schwede zweimal ein (19., 79.). Abseits! So war es am Ende ein jüngerer Teamkollege, der die Lorbeeren einheimste.
Hanno Behrens bediente Robin Hack, der den links freistehenden Fabian Nürnberger ausspähte. Der 20-Jährige zog ab und ließ die Gastgeber jubeln (22.). Die Rot-Schwarzen hatten am Dienstagabend den Dreh raus und kombinierten erfolgreich. Immer wieder tauchten sie im gegnerischen Strafraum auf. Verschnaufpausen für Knaller gab es nur wenige. Während der Schanzer Goalie über 90 Minuten versuchte, die Gäste im Spiel zu halten, machte sich beim Rest des Teams Ratlosigkeit breit.
Ingolstadt: Spielerischer Angriff? Fehlanzeige!
Die sonst sicheren langen Bälle der Ingolstädter fruchteten im Max-Morlock-Stadion nicht. Ein anderes Mittel gegen den Club suchte der FCI, der verletzungsbedingt auf Kapitän Stefan Kutschke verzichten musste, vergebens. Die Führung der Franken war nie wirklich in Gefahr. Im Gegenteil: Was Ingolstadt verzweifelt versuchte, gelang Nürnberg(er) erneut: Der gebürtige Hamburger nutzte die Unaufmerksamkeit der Gäste und erhöhte auf 2:0 (45.). In der zweiten Spielhäfte hatte der Matchwinner sogar noch den Hattrick auf seinem starken linken Fuß. Das runde Leder knallte allerdings an den Pfosten.
Wiesingers Vertrauen in den jungen Defensivmann, der das Mittelfeld rockt, wurde belohnt. Der Plan, die Mannschaft im 4-4-2-System spielen zu lassen, ging auf. Tomas Oral dagegen muss sich für das anstehende Rückspiel etwas einfallen lassen. War die „fehlende Frische“ aufgrund der kürzeren Pause doch ausschlaggebender, als zunächst gedacht? Allein Maximilian Thalhammer brachte seine Aktion zum Abschluss. Der Ball flog allerdings im hohen Bogen über Christian Mathenias Kasten (43.). Zwar gelang den Schanzern nach der Halbzeitpause der eine oder andere Sprint. In der Vorwärtsbewegung kam jedoch kein Ball an.
Mit Demut ins Rückspiel
Letztendlich blieb es beim 2:0 für den Club, der mit einer guten Ausgangsposition nach Ingolstadt reist. Zu sicher sollten sich die Mittelfranken aber nicht sein. Fabian Nürnberger weiß das: „Wir müssen jetzt extreme Demut beweisen. So wie wir heute das Spiel hatten, kann es am Samstag andersherum laufen.“ Mit dem verpassten Auswärtstor wird es zwar eng für die Schanzer. Ersatzkapitän Marcel Gaus und seine Teamkollegen wollen im Audi-Sportpark aber „noch einmal rausholen, was geht.“
Das Spiel im Überblick:
Tore: 1:0 Nürnberger (22.), 2:0 Nürnberger (45.)
Gelbe Karten: Krauße (16.), Mavropanos (48.), Ayensa (72.), Nürnberger (87.), Gaus (90.+2.)
Schiedsrichter: Sascha Stegemann