Die letzten Wochen waren unsäglich für den deutschen Fußball und vor Allem, die deutsche Nationalmannschaft. Nach dem Bild von Özil und Gündogan mit dem türkischen Ministerpräsidenten Erdogan hat riesige Wellen hinterlassen. Während Ilkay Gündogan noch versuchte, die Wogen zu glätten, wiegelte der DFB mit all seinen Personen ab und Mesut Özil blieb still. Viel mehr noch: Er blieb auch dem offiziellen Medientermin vor der WM fern. Entschuldigt.
Der Versuch des DFB, Özil mit dieser Methode vor den Fragen der Journalisten zu schützen, war einer von vielen Fehlern aus der DFB-Spitze. Verärgert waren in erster Linie die Fans, die sich mit der Situation eines Spielers nicht abfinden wollen, der sich offenbar lieber hinter einem türkischen Präsidenten stellt, als hinter die eigene Heimat: Deutschland.
Längst geht es nicht mehr um eine doppelte Staatsangehörigkeit oder das Team, welches von Bundestrainer Joachim Löw als Einheit präsentiert wurde. Schon im Trainingslager in Österreich berichteten einige Kollegen von Gruppenbildungen und Zerwürfnissen in der Mannschaft. Bis zu diesem Zeitpunkt war in erster Linie DFB-Präsident Reinhard Grindel das Zünglein an der Waage, denn seine Schwankungen in den Äußerungen sorgten in der Öffentlichkeit und im Team für Irritationen.
Es dauerte bis drei Wochen nach der WM, ehe Mesut Özil endlich seine Sicht darlegte. Dieses Statement jedoch sorgt nun für Probleme auf allen Ebenen. In zwei Statements drehte Özil so richtig auf und attackierte den DFB, einen Sponsor und die Fans gleichermaßen. Nur ein Punkt in den mehreren Seiten zielte auf das Bild ab und zeigte, dass er hinter dem Bild und der Entscheidung für das Treffen mit Erdogan steht. „Ich würde es wieder tun“, war der Kontext, der erneut für hitzige Diskussionen sorgte. Dann aber lenkte Özil ab und warf den Ball au die Sponsoren, die sich abwandten, den DFB, der sich nicht hinter den Spieler stellte, und die Fans, die bei Siegen den Deutschen, bei Niederlagen aber den „bösen Türken“ sehen würden. Eine Unterscheidung zwischen Kritik und Hass war nicht erkennbar. Viel mehr fehlte eine Selbstreflektion, die bitter nötig gewesen wäre.
Erst im dritten Statement kündigte der für Arsenal London spielende Özil seinen Rückzug aus der Nationalmannschaft an. Bis zu diesem Zeitpunkt war jedoch der Schaden schon riesig und keiner der genannten Parteien dürfte sich nun als Sieger sehen. Während Özil sich in drei Texten selbst demontierte, muss sich auch der DFB der Kritik stellen und ich die Fans hinterfragen, wo die erkennbare Kritik endet und in dummen Hass mündet. Es ist nur Sport, aber das Politikum um diese Farce geht in die nächste Runde.