Was für ein Jubiläum! Zum zehnten Geburtstag des Rolex Grand Slam of Show Jumping in Aachen gab es ein deutsches Triple auf dem Podium und die Helden der Stunde sind Marcus Ehning und Stargold.
Fünf Paare im Stechen, drei aus Deutschland: Philipp Weishaupt auf dem neun Jahre jungen Zineday, dann das Siegerpaar von 2021, Daniel Deußer auf Killer Queen, und Marcus Ehning mit Stargold. Die beiden weiteren Paare waren der Mexikaner Eugenio Garza Perez auf Contago und Olympiasieger Rodrigo Pessoa (BRA) mit Major Tom. Sie eröffneten das Stechen, hatten aber jeweils einen Abwurf. Dann Weishaupt und Zineday – blitzschnell, 43,36 Sekunden, aber auch ein Abwurf. Trotzdem: Führung. Als nächste waren dann Deußer und Killer Queen an der Reihe. Der 41-Jährige war dank seines Majors-Sieges beim CSIO Spruce Meadows `Masters` als Anwärter auf einen 250.000 Euro-Bonus nach Aachen gereist. Und auf eben den konnte er sich nach einer fehlerfreien Runde in 45,73 Sekunden Hoffnungen machen. Aber nur kurz.
Auftritt Marcus Ehning und Stargold. Stille im Stadion. Noch auf den obersten Rängen konnte man Stargolds rhythmisches Schnauben hören. Der Hengst verschenkte keine Millisekunde in der Luft und Ehning nicht am Boden. Ein Hindernis nicht ideal erwischt, kollektives zischendes Einatmen, nichts passiert. Und dann hatten sie das letzte Hindernis fehlerfrei überwunden, kurzer Blick von Ehning auf die Uhr: 45,12 Sekunden, die Platzziffer 1. Marcus Ehning riss die Kappe vom Kopf, jubelte, fiel seinem Hengst um den Hals, winkte ins Publikum. Er hatte es geschafft. Zum dritten Mal, zum ersten Mal mit Stargold.
In der Siegerehrung konnte er die Tränen nicht zurückhalten. Stargold stand derweil gelassen mit hingegebenem Zügel vor dem Pokal des Rolex Grand Slam, flehmte in Hengstmanier, wenn ihm ein interessanter Geruch in die Nase wehte, schaute sich selbstbewusst um und schien sich sehr darüber im Klaren zu sein, dass er der Held der Stunde ist. Eben ein Star, der mit Gold nicht zu bezahlen ist. Sein Reiter nennt ihn „arrogant – aber auf eine gute Art“. Und ein „richtiger Kumpel“ sei er. Ehnings Fazit: „Heute war unser Tag. Ich hatte die ganze Woche schon ein gutes Gefühl. Er mag das Stadion, er war vor zwei Wochen in super Form. Aber den Rolex Grand Prix in Aachen zu gewinnen, ist unglaublich!“
Gut, dass er sich seit Jahren die Woche nach Aachen ohnehin turnierfrei hält. „Ich hatte hier schon so viele gute und schlechte Erlebnisse, dass ich das beschlossen habe, weil man nie weiß, was passiert.“ Was diese Woche passiert, weiß er indes schon: „Wir werden eine schöne Party feiern!“
Es waren sehr teure sechs zehntel Sekunden für Daniel Deußer. Aber er trug seinen zweiten Platz und den damit verpassten Bonus mit Fassung: „Ich bin sehr, sehr glücklich über die Leistung meines Pferdes. Wir hatten zwei wirklich fantastische Runden und auch das Stechen hat sich gut angefühlt.“ Aber klar, er hätte auch gerne ganz oben auf dem Siegerpodest gestanden. Kurzes Innehalten, dann lachte er: „Aber selbst wenn ich eine Sekunden schneller geritten wäre, hätte Marcus wahrscheinlich das danach dann auch gemacht“.
Der drittplatzierte Philipp Weishaupt hätte wohl mit allem gerechnet, aber nicht damit, dass er und sein erst neunjähriger Zineday am Ende unter den Top drei sein würden. „Kein anderer hatte ein so junges Pferd. Von daher ist es ein super Ergebnis hier neben diesen beiden mit ihren erfahrenen Championatspferden zu sitzen.“ Der Fehler ging auf seine Kappe. „Wenn ich die Linie auf den Oxer ein bisschen besser gewählt hätte, wäre es Marcus und Daniel ein bisschen schwerer gefallen, uns zu schlagen. Aber mit einem neunjährigen Pferd Dritter in Aachen zu werden, ist fantastisch!“
Und das bei der Jubiläumsausgabe des Rolex Grand Slam in Aachen. CHIO Aachen Sportchefin Birgit Rosenberg: „Wenn man die Prüfung heute gesehen hat, sagt das eigentlich alles über diese Serie. Spitzensport, Tradition, die besten Zuschauer und die besten Veranstalter der Welt kommen dort zusammen. Diese Serie ist fantastisch für den Sport. Dafür danke an Rolex! Und auch ein Dank an unsere Zuschauer hier in Aachen. Ich bin wirklich stolz auf diese Menschen, denn sie haben diese Woche zu etwas Besonderem gemacht!“