Am 14. September 2024 startete der Gordon-Bennett-Cup, der älteste internationale Wettbewerb im Ballonsport, vor dem Schloss in Münster. Ziel des Wettbewerbs ist es, die größte Distanz vom Startpunkt zurückzulegen. Teilnehmen dürfen bis zu drei Teams pro Nation. Jedes Team versucht, durch geschickte Nutzung der Windverhältnisse möglichst weit zu reisen.
Zunächst lagen die Engländerinnen Deborah Scholes und Ann Rich in Führung. Doch bereits in der Nacht zum Montag setzten sich die US-Teams an die Spitze. Am Sonntagmorgen überquerten die Ballone die Grenze von Luxemburg und Frankreich. Einige erreichten in der Nacht den Atlantik, während andere Teams Spanien über die Pyrenäen erreichten. Team USA3 knackte dabei bereits die 1200-Kilometer-Marke.
Die Ballonfahrer müssen besonders auf die Windverhältnisse in verschiedenen Höhen achten. Analysten empfehlen, sich nördlich zu halten, um Winde Richtung Afrika zu vermeiden. Aufgrund fehlender Genehmigungen darf der afrikanische Luftraum nicht befahren werden. Das Erreichen der Südspitze Portugals könnte den entscheidenden Vorteil im Rennen bringen.
Die deutschen Teams liegen aktuell auf den Plätzen 13, 16 und 18. Allerdings lässt sich daraus wenig ableiten. Der Wettbewerb bleibt unberechenbar, da es darauf ankommt, wie lange die Ballone in der Luft bleiben können. Auch das Team, das momentan am weitesten hinten liegt, hat theoretisch noch Chancen auf den Sieg.
(c) Jenny Musall
Geschichtlicher Hintergrund
Der Gordon-Bennett-Cup wurde erstmals 1906 von dem Amerikaner James Gordon Bennett initiiert. Der erste Wettbewerb fand in Paris statt und wurde von Frank Purdy Lahm gewonnen. In den folgenden Jahren fanden die Starts in verschiedenen Ländern statt, darunter Deutschland, die USA und die Schweiz.
Besonders spektakuläre Fahrten gab es 1910, als ein Team aus St. Louis nach 1.887 Kilometern nördlich von Quebec landete. Während des Wettkampfs waren Piloten tagelang in der Wildnis verschollen. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg setzte der Cup immer wieder neue Rekorde.
Zwischenfälle im Ballonsport
Trotz der Faszination dieses Sports gab es in der Geschichte des Cups auch tragische Ereignisse. 1995 wurden zwei amerikanische Ballonfahrer von der belarussischen Luftwaffe abgeschossen, als sie versehentlich in gesperrten Luftraum einflogen. 2010 kam es zu einem tödlichen Absturz über der Adria, als der Ballon USA-2 in eine Gewitterfront geriet. Diese Zwischenfälle zeigen, dass der Ballonsport trotz aller Technik unberechenbar bleibt.
Showdown in Portugal
Die Teams haben bei diesem Rennen ganze Arbeit geleistet. Drei Teams, Deutschland 3, Schweiz 1 und Österreich 2 fuhren direkt auf die Spitze Portugals zu. Als erstes landete Österreich etwas südlich der Stadt Sagres, was den beiden verbliebenen Teams gerade einmal 100 Meter Chance-lies, das Team noch vom ersten Platz zu stoßen. „Wir haben die Österreicher an uns vorbeifahren sehen, wobei wir beim Wind merkten, dass wir keine Chance mehr haben würden,“ so die Schweizer, die ein wenig weiter nordwestlich am Cape St. Vincente und somit knapp einen Kilometer näher am Startpunkt den Ballon auf den Boden setzten.
Blieb das Team Deutschland 3, die von Norden her zu diesem Zeitpunkt noch auf knapp 600 Metern Höhe fuhren. Kurz vor Sagres aber beförderte der Wind den Gasballon ein wenig weiter nach Nordwesten und sogar knapp hinter den Schweizer Ballon. Platz 3 somit für den letzten Ballon der am Dienstag um kurz nach 17 Uhr das Rennen beendete.
„In einer Zeit, wo alle Teams die selben technischen Möglichkeiten haben, wird es gerade am Ende immer enger“, so das Schweizer Team weiter. „Der letzte, der in der Luft ist, hat so auch die besten Chancen, das Rennen zu gewinnen.“
Weitere Infos und Live-Verfolgung: Coupe Aéronautique Gordon Bennett – Race Portal