Es sollte das große Comeback des Felix Sturm werden. Mit neuem Promoter und einer neuen Chance auf Titel. Das Comeback ging schief und auch abseits des Rings lief nicht alles nach Plan.
Knapp 24 Stunden nach dem letzten Kampf in Dortmund sind die Schlagzeilen voll von Meldungen zur Veranstaltung. Dabei geht es jedoch weniger um den Sport, als um eine Auseinandersetzung der anwesenden Rap-Szene in Person eines weniger bekannten „Fat Comedy“ und Oliver Pocher. Dieser bekam von eben jenem eine Backpfeiffe verpasst, was nun strafrechtliche Konsequenzen für den Bochumer nach sich führen wird.
Es war der Höhepunkt eines Abends, was sich laut Spiegel-Interview der Veranstalter, Ludger Inholte anders vorgestellt hatte. Dieser schob allerdings die Verantwortung von sich. Er sei im Vorfeld „falsch beraten“ worden und konnte dabei nicht vorhersehen, dass die Auftritte einiger Rap-Sternchen entsprechendes Klientel anziehen würde.
Wie heikel diese Aussage ist und wie naiv Inholte offenbar bei seinem ersten Box-Event unter der Marke „LIB Boxpromotion“ war, zeugen die Auftritte von Bozza, Milonair und vor Allem Schwester Ewa, die in ihren Texten das deutsche Rechtssystem massiv in den Dreck zog und auch nicht davor zurückschreckte, das Publikum direkt anzugehen. „Ich habe mich da auf meine Ratgeber verlassen. Als ich dann die Texte gehört habe, habe ich mich geschämt“, erklärte Inholte gegenüber dem Spiegel.
Es wurde auch geboxt
Im Ring wurden die Kämpfe mit fortschreitender Stunde immer besser. Hier hat der Veranstalter ein recht gutes Händchen bewiesen. Vor Allem die Kämpfe zwischen der ehemaligen Kickboxerin Hanna Hansen gegen Jeanmary Martinez Paulino aus der Dominikanischen Republik und das Jugend-Mittelgewichts Duell zwischen Simon Zachenhuber und Maurice Morio holten das Publikum von den Sitzen.
Sowohl Zachenhuber, als auch Hansen konnten ihre Titelkämpfe gewinnen, ehe Felix Sturm die Bühne betrat. Das Durchhaltevermögen, des inzwischen 42-Jährigen war schon vor seinem Gefängnis-Aufenthalt bekannt. Auch im Kampf gegen Istvan „The Prince“ Szili sollte er diese Eigenschaft in den zwölf Runde benötigen.
Schon in der dritten Runde sorgte ein Cut über seinem linken Auge durch einen Kopfstoß für erste Diskussionen und Blut im Gesicht des gebürtigen Bosniers. Sturm wirkte merklich verunsichert und nervös bei seinem Comeback. Szili fand immer wieder eine Antwort auf die Attacken Sturms. Dass Sturm diese Gangart über die komplette Distanz durchhielt, wunderte Viele.
Am Ende werteten die Richter nur knapp für den Ungarn, der während des Kampfes mehrere Verwarnungen erhielt, aber selten die Kontrolle verlor.
Wie es mit Felix Sturm weitergehen soll, bleibt abzuwarten. Mit Simon Zachenhuber und Hanna Hansen hat der LIB-Boxstall allerdings zwei interessante Talente unter Vertrag, die in den nächsten Jahren durchaus auf sich aufmerksam machen könnten.
(c) Sebastian Sendlak / EU-Images
Nachschlag !
Auch zwei Tage nach dem Kampf ist das Medienecho groß. Sportlich gerät der Kampf zu Sturms persönlichem Fiasko. So soll laut DPA Sturms neuer Promoter Inholte ihm indirekt zur Box-Rente geraten haben. Organisatorisch schießt der Immobilien-Unternehmer nicht mehr nur gegen die Westfalenhalle und deren Vorgabe der Security-Firma, sondern auch gegen Sturms Truppe, die sich, laut Interview mit den Ruhr Nachrichten, „überheblich und arrogant“ verhalten habe.
Nach diesen Aussagen kommen auch intern immer mehr Details ans Licht: Wie ebenfalls die Ruhr Nachrichen berichten gab es ein Streitgespräch direkt am Ring zwischen Inholte und seinem Geschäftsführer Cüneyt Tunc. Tunc ist Inhaber von „Sportus Management“, die unter Anderem die Fitness-Studios von Felix Sturm vermarkten. In einem von den RN veröffentlichten Video wirft Inholte Tunc vor, von ihm oder seinem Team „ausgenutzt“ zu werden. Nach einer kurzen Diskussion stellte Inholte zudem klar: „Morgen bist du raus.“
Auch die Westfalenhallen haben sich am Montag zu den Vorfällen geäußert. So soll LIB Boxpromotion sehr wohl für den VIP-Bereich die Wahl der Security offen gewesen sein. Dieses Angebot sei jedoch ausgeschlagen worden, ebenso wie die Wahl eines eigenen Caterer. zu den vielen nicht eingehaltenen Maskenverstößen und unkontrollierten 3G-Nachweisen wies die Westfalenhallen GmbH jede Schuld von sich.
Derzeit prüft die Westfalenhallen GmbH rechtliche Schritte gegen den Veranstalter des Box-Events.