Die Rhein-Neckar Löwen haben es geschafft. Im elften Anlauf sichern sich die Löwen zum ersten Mal in ihrer Vereinsgeschichte den DHB-Pokal. Die Löwen überzeugen gegen eine aufopferungsvoll kämpfende TSV Hannover-Burgdorf mit enormer Leidenschaft, unbändigem Kampfgeist und dem unbedingten Willen, ihren „DHB-Pokal-Fluch“ endlich zu besiegen.
Wer Angst hatte, dass die Stimmung nach dem Halbfinal-Aus des SC Magdeburg und der HSG Wetzlar während des Finals leiden würde, wurde schnell eines Besseren belehrt. Die Barclaycard Arena bebte, als die Mannschaften das Feld betraten, die über 13.000 Fans sorgten direkt von Beginn an für eine sensationelle Atmosphäre. Und die Spieler sogen diese Stimmung förmlich auf, jede gelungene Aktion wurde von der gesamten Mannschaft frenetisch gefeiert. Der Coach der Rhein-Neckar Löwen Nicolaj Jacobsen überraschte bei seiner Mannschaftsaufstellung, indem er Andreas Palicka statt den im Halbfinale überragenden Mikael Appelgren ins Tor stellte – und dieser rechtfertigte die Aufstellung aber bereits nach wenigen Minuten. Die Recken fanden in dem Schweden zunächst ihren Meister und konnten knapp vier Minuten kein Tor erzielen. Allerdings zeigten die Löwen auf der anderen Seite ähnliche Abschluss-Schwächen, denn auch Martin Ziemer vernagelte seinen Kasten. Es war Timo Kastening, der in der 4. Minute das 1:0 für seine Recken warf und eine spannende erste Hälfte zweier Teams auf Augenhöhe eröffnete.
Wie schon in den beiden Halbfinals dominierten dabei zwei starke Abwehrreihen, die zeitweise Beton anrührten und den angreifenden Spielern nur wenig Raum zur Entfaltung ließen. Nach zwölf gespielten Minuten stand es so erst 4:4. In der Folge verstrickten sich die Recken allerdings zu sehr in Einzelaktionen, die nur selten zu Torerfolgen führten. Dies nutzten die Löwen konsequent und setzten sich auch dank des sehr starken Alexander Petersson bis auf 10:5 ab (21.). Die Recken konnten mit dem Tempo der Löwen in dieser Phase des Spiels nicht mithalten und auch der zu Beginn starke Ziemer bekam keine Hände mehr an den Ball.
Eine Parade des daraufhin eingewechselten Malte Semisch und ein schnelles Tor von Maik Patrail zum 7:11 in der 25. Minute gab den Hannoveranern allerdings sichtlich mehr Sicherheit – die Recken zogen sich mit jeder guten Aktion ein Stück weiter aus dem Loch. Angepeitscht von den begeisternden Fans aus Hannover kämpften die Recken sich so zurück ins Spiel. Als Maik Patrail wenige Sekunden vor dem Pausenpfiff den Rückstand auf zwei Tore verkürzte, hielt es niemanden mehr auf den Sitzen: Das Spiel war wieder völlig offen.
Und auch der Pausenpfiff stoppte den Lauf der Recken nicht, Timo Kastening verwandelte einen Gegenstoß kurz nach der Pause eiskalt – es war der 13:14-Anschlusstreffer (33.). Doch die Löwen zeigten in der Folge, wie gefestigt sie mittlerweile als Mannschaft sind. Nahezu unbeeindruckt von der Aufholjagd der TSV Hannover-Burgdorf zogen sie ihr Spiel auf und standen auch in der Abwehr sicherer (16:13 aus Löwensicht, 38.). So sah sich TSV-Coach Carlos Ortega gezwungen, taktisch umzustellen und brachte durch einen zweiten Kreisläufer neuen Schwung ins Spiel seiner Mannschaft. Den Rückstand konnten die Recken allerdings nicht verkürzen, in der 45. Minute lagen sie beim 16:19 weiter mit drei Toren zurück.
Das Problem war, dass dem Underdog aus Hannover so langsam aber sicher die Zeit davon rannte. So nahmen sich die Recken vermehrt schnelle Würfe, die des Öfteren nicht das Ziel fanden. Einzig Kai Häfner hielt seine Farben noch im Spiel – zu wenig gegen den amtierenden Deutschen Meister, bei dem in der zweiten Hälfte auch noch Andy Schmid aufdrehte und seine Weltklasse zeigte. Als Patrick Groetzki in der 56. Minute das 29:23 warf, fielen sich bereits die ersten Fans der Rhein-Neckar Löwen in die Arme. Ihre Löwen sollten es am Ende tatsächlich schaffen – im elften (!) Anlauf gewinnen die Rhein-Neckar Löwen zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte den DHB-Pokal und besiegen endlich ihren „DHB-Pokal-Fluch“. Die Löwen bestätigen damit ein weiteres Mal, dass sie derzeit das Maß der Liga sind.
Quelle: DKB Handball Bundesliga