Eigentlich hätte das „deutsche Wembley“ zwischen Bayer 04 Leverkusen und dem FC Bayern München bereits am 23. Mai stattfinden sollen. Aufgrund eines Virus’ namens Covid-19 musste das Duell aber verschoben werden. Die Rahmenbedingungen wurden der Corona-Pandemie angepasst. Für Bayern-Keeper Manuel Neuer ist die Titelverteidigung daher „etwas ganz Spezielles“. Auch Joachim „Jogi“ Löw, der mit dem Pokalfinale sein erstes Geisterspiel besuchte, stellte fest: „Die Atmosphäre ist eigenartig. Die Fans fehlen gerade bei so einem Spiel.“ Der Bundestrainer zeigte sich geknickt. Doch trotz der Einschränkungen lag am Samstagabend ein Hauch von Endspiel-Stimmung in der Luft, die vor allem der FC Bayern nutzte.
Kontrolle dominiert Mutlosigkeit
Von Beginn an kontrollierte das Team von Trainer Hansi Flick die Partie, die 60 Minuten lang vorwiegend in der Hälfte der Werkself stattfand. Zu viel Platz ließ Bayer 04 dem Rekordmeister im eigenen Raum. Die Taktik der Leverkusener, eine kompakte Abwehr gegen die Münchner aufzustellen, ging nicht auf. Die Zweikämpfe entschied der Titelverteidiger weitgehend für sich. Rückten die Rheinländer den Bayern auf die Pelle, mussten sie mit Konsequenzen rechnen – besonders Edmond Tapsoba. Sein Foul an Robert Lewandowski an der Strafraumgrenze brachte die Bayern nämlich in Führung. „Lewa“ täuschte den Freistoß vor, den schließlich David Alaba mit einem sauberen Schuss über die Mauer verwandelte (16.). Auch nach dem 1:0 für „die Roten“ gestaltete sich das Match recht einseitig. Daher ließ der zweite Bayern-Treffer nicht lange auf sich warten: Mit einem Steilpass gab Joshua Kimmich das runde Leder an Serge Gnabry ab, der frei auf den Sechzehner zulief und zum 2:0 einnetzte (24.). Eine Gegenreaktion der Leverkusener blieb weiter aus. Deren Kapitän Lars Bender erklärte diese Passivität später mit fehlendem „Mut“ und „Vertrauen“. Statt den „Gegner wegzubeißen“ sei die Mannschaft nicht im Spiel gewesen.
Werkself lässt Chancen liegen
Auch nach der Halbzeitpause hielten sich die Rheinländer noch zurück. Schaffte es die Truppe von Coach Peter Bosz in die gegnerische Hälfte, spielte sie sich oft ins Abseits. Als Goalie Lukas Hradecky nach einem Schuss von Lewandowski den Ball selbst hinter die Torlinie bugsierte, schien das Spiel gelaufen (59.). Aber statt aufzugeben, wachte Bayer 04 nach dem 3:0 der Münchner auf. Leverkusen zeigte sich plötzlich präsenter und aktiver. Und hätte Jerome Boateng mit seiner irren Rettungsaktion nicht dazwischengefunkt, wäre Leon Bailey der erste Bayer-Torschütze des Abends gewesen (63.). Dieser „Titel“ ging jedoch an Sven Bender, der Leverkusen nach einer Ecke zum 1:3 köpfte (64.). Die Werkself war nun im Spiel. An den Chancen mangelte es den Rheinländern zwar nicht mehr, an deren Verwertung allerdings schon. Und während Leverkusen seine Möglichkeiten liegen ließ, legte „Lewa“ auf der Gegenseite noch einmal nach (89.). Ein Handspiel der Flick-Elf machte am Ende den Braten auch nicht mehr fett. Kai Havertz’ verwandelter Elfer sorgte nur noch für eine Ergebnisbeschönigung. Mit 4:2 ging das etwas andere Endspiel im DFB-Pokal an den Titelverteidiger. Das Double wurde nach der gewonnen Meisterschaft vollbracht. Leverkusen dagegen wartet weiter auf einen Titel. Der letzte Coup wurde vor 27 Jahren im DFB-Pokal gegen die Amateure von Hertha BSC gelandet.
Das Spiel im Überblick:
Tore: 0:1 Alaba (16.), 0:2 Gnabry (24.), 0:3 Lewandowski (59.), 1:3 S. Bender (64.), 1:4 Lewandowski (89.), 2:4 Havertz (90.+5., Elfmeter)
Gelbe Karten: Wendell (Leverkusen, 28.), Lewandowski (München, 67.)
Schiedsrichter: Tobias Welz