Als ob ein Déjà-vu nicht reichen würde. Bei RB Leipzig wurden an Christi Himmelfahrt im Berliner Olympiastadion gleich zwei unangenehme Erinnerungen wach. Erst am Samstag unterlagen die „Roten Bullen“ den Schwarz-Gelben in der Bundesliga mit 2:3 (Spieltag 32). Bereits vor zwei Jahren mussten sich die Sachsen im Pokalfinale dem FC Bayern München mit 0:3 geschlagen gaben.
Chancenverwertung macht den Unterschied
0:3! Das war auch der gestrige Spielstand gegen Borussia Dortmund zur Halbzeitpause. Bitter. War es doch vorwiegend die Truppe von Julian Nagelsmann, die in den ersten 45 Minuten das Spiel machte. Nicht umsonst trauert der Leipziger „Noch-Coach“ einigen guten Möglichkeiten hinterher: „Wir machten aus unseren vielen Chancen zu wenig. Dortmund dagegen ging mit der ersten Chance gleich in Führung“, weiß der zukünftige Bayerntrainer.
Während Marcel Sabitzer mit der ersten Leipziger Attacke übers Ziel hinausschoss, führte Dortmunds Abschlusspremiere an diesem Abend Zum Erfolg (5.): Marco Reus, der an diesem Abend bewies, dass er einen Platz im EM-Kader verdient hat, leitete das frühe 1:0 im Mittelfeld gegen Kevin Kampl ein. Erling Haaland und Mahmoud Dahoud setzten den Angriff fort, den schließlich Jadon Sancho erfolgreich beendete. Der Engländer zog halblinks ab, so dass das runde Leder rechts an Tormann Péter Gulácsi vorbeizischte. Ein kleiner Weckruf für die Leipziger, die nun die Partie an sich rissen. Die Borussen hielten mit ihrem perfekten Umschaltspiel aber dagegen. Mit Erfolg. Wieder war Kapitän Reus am Aufbau beteiligt, wie übrigens bei allen vier BVB-Treffern. Aber diesmal war es Erling Haaland, der sich selbst anspielte und so den Ball ins gegnerische Tor verfrachtete (28.). Doch dem nicht genug. In der ersten Minute der Nachspielzeit legte Sancho mit seinem zweiten Treffer des Abends und damit dem 3:0 für die Schwarz-Gelben nach (45.+1).
Geballte Teamleistung von Reus bis Piszczek
Dass RB-Coach Julian Nagelsmann nach der Pause handeln musste, stand außer Frage: Christopher Nkunku kam für Hwang Hee-chan, Yussuf Poulsen für Alexander Sörloth. Stürmer Emil Forsberg ersetzte Kevin Kampl und Konrad Laimer Mittelfeldkollege Nordi Mukiele. Später trat noch Amadou Haidara an Benjamin Henrichs Stelle und Leipzig machte Druck. Forsberg traf den Pfosten. Nkunku streifte zuvor das Aluminium. Pech! Doch da aller guten Dinge bekanntlich drei sind, triumphierten die „Roten Bullen“ doch noch. Dani Olmo knallte die Kugel aus der Distanz ins gegnerische Tor (71.). Eine Aufholjagd von RB ließ trotz einer spielerisch starken zweiten Hälfte allerdings auf sich warten. Stattdessen setzte BVB-Hüne Haaland in Heldenmanier einen Deckel auf den Pokal (87.).
Was der BVB als Mannschaft leisten kann, wurde mit dem fünften Pokalsieg wieder deutlich. Der schwarz-gelbe Jubel fiel dementsprechend emotional aus. Dazu hätte es für „Legende“ Lukasz Piszczek nach elf Jahren Dortmund kein besseres Karriereende geben können. Auch BVB-Fan und -Coach Edin Terzic ließ seinen Gefühlen freien Lauf. Stimmen wurden laut, ob die Vereinsführung mit Marco Roses Verpflichtung vorschnell gehandelt habe. Immerhin darf sich Terzic nun als Pokalheld bezeichnen. Ob sich der 38-Jährige kommende Saison mit der zweiten Trainerreihe zufrieden geben wird, bleibt abzuwarten. Zunächst möchte der Deutsch-Kroate mit der Mannschaft einen Champions-League zu ergattern. Nicht unwichtig, wenn die Borussia Stürmer-Kanone Haaland halten möchte. So wie der junge Norweger am Donnerstagabend strahlte und jubelte, ist er aus Dortmund jedenfalls kaum mehr wegzudenken.
Das Spiel im Überblick:
Tore: 0:1 Sancho (5.), 0:2 Haaland (28.), 0:3 Sancho (45.+1), 1:3 Olmo (71.), 1:4 Haaland (87.)
Gelbe Karten:
Leipzig: 2, Dortmund: 4
Schiedsrichter: Dr. Felix Brych