Die pure Erleichterung in Bochum, die große Überraschung in Fürth. Der letzte Spieltag in der zweiten Liga ist Geschichte.
Packender konnte der letzte Spieltag in der zweiten Fußball Bundesliga kaum sein. Drei Teams duellierten sich um den Meistertitel, den Aufstieg und den Relegationsplatz. Alle drei Teams mussten ihre Hausaufgaben erledigen. Wo und wie gefeiert wurde, gibt es hier:
Es war 15:30 Uhr, als die Begegnungen zwischen dem VfL Bochum und dem SV Sandhausen, sowie zwischen der SpVgg Greuther Fürth und Fortuna Düsseldorf sowie Kiel gegen Darmstadt begann. Drei Schauplätze, wo sich in den folgenden 90 Minuten so einiges tun sollte.
Bochum hatte mit dem SV Sandhausen den nominell leichtesten Gegner, der jedoch seinerseits gegen den Abstieg kämpfte und ebenfalls einen Sieg benötigen würde oder mit Schützenhilfe aus Aue und Hamburg rechnete. Dem VfL reichte ein Punkt zum direkten Aufstieg, aber das Ziel war klar: Meistertitel.
Kiel legte vor. Nach 18 Minuten schoss der ehemalige Bochumer Janni Serra die Holsteiner in Front. Mit einem Tor Rückstand auf den VfL, aber punktgleich wäre das zu diesem Zeitpunkt der zweite Platz in der Tabelle.
Bochum war gefordert, hatte aber gegen Sandhausen gleich zwei Mal Glück. Drewes im Tor der Bochumer konnte einige gute Gelegenheiten der offensiv agierenden Gäste abwehren. Ein Tor in der 12. Minute durch Holtmann wurde aufgrund einer Abseitsstellung nicht gegeben.
Bei Fürth lief es zunächst nicht optimal. In der 26. Minute gelang den Gästen aus Düsseldorf die Führung durch Peterson. Nur drei Minuten später jubelte Bochum, als Milos Pantovic den VfL mit dem Führungstreffer erlöste.
Bei der Spielvereinigung kam es noch vor der Pause knüppeldick: Ein Foulspiel von Stach Düsseldorfs Appelkamp ahndete der Unparteiische mit Rot. In Unterzahl schien die Hoffnung bei den Fans, die vor dem Stadion mitfieberten, zu schwinden.
Fürther Comeback in Unterzahl
In der 53. Minute sorgte ein Handelfmeter für das Kleeblatt für einen Weckruf. Hrgota verwandelte sicher. Nur kurz zuvor kam für Kiel der erste Dämpfer. Denn der Torschützenkönig der Liga, Dursun, traf in der 51. Minute in Kiel zum Ausgleich für die Darmstädter.
Man muss den Teams eins lassen: Obwohl es bei Düsseldorf und Darmstadt um nichts mehr ging, nahmen die Spieler die Begegnungen ernst und lieferten sich Duelle auf höchstem Niveau. Allen Beteiligten war klar, dass die Entscheidungen erst kurz vor dem Abpfiff erfolgen würden.
Kiel bekam die Gangart der Darmstädter direkt erneut zu spüren. Mit dem zweiten Treffer des Nachmittags krönte Dursun seine Saisonleistung mit dem zweiten Treffer. Die „Störche“ standen mit dem Rücken zur Wand und mussten weiterhin auf Düsseldorf in Fürth hoffen.
Die Fortuna ließ nicht locker. In der 56. Minute holte Appelkamp die Führung für die Gäste zurück. Auch in Bochum musste der VfL den verdienten Ausgleich der Sandhäuser durch Behrens hinnehmen, der aus einem eigentlich unmöglichen Winkel in den Kasten einschob.
Die Konstellation in der Tabelle wurde immer interessanter. Die SpVgg Greuther Fürth zeigte Moral und egalisierte die Partie in der 69. Minute erneut. In Kiel hingegen setzte Darmstadt nach und brachte die Holsteiner zur Verzweiflung.
Als der VfL Bochum durch Anthony Losilla in der 78. Minute wieder in Führung ging, kannte der Jubel am Stadion an der Castroper Straße keine Grenzen mehr. Mittlerweile waren 7.000 Anhänger des Revierclubs zum Stadion gekommen, was vom mehreren hundert Polizisten abgesichert wurde. Alles wartete auf die Entscheidung.
Die schien in Kiel schon gefallen zu sein. Den Holsteinern rannte die Zeit davon und zu mehr, als dem 2:3 durch Bartels sollte es auch nicht kommen. Das war die Chance für Fürth. In Unterzahl sorgte der eingewechselte Abiama in der 83. Minute für pure Ekstase an den Stadionzäunen und auf dem Platz. 3:2 hieß es nun für das Kleeblatt. Fürth ist aufgestiegen, während Kiel in der Relegation gegen den 1. FC Köln nachsitzen muss.
Und Bochum? Mit einem Freistoß war die Begegnung durch Robert Zulj in der 87. Minute entschieden. Die letzten Sekunden gingen in einer Siegesfeier unter, die sich außerhalb des Ruhrstadions fortsetzte. Nach 11 Jahren in der zweiten Liga war der VfL Bochum zurück im Oberhaus.
Sandhausen konnte sich trotz der 1:3-Niederlage gegen Bochum retten. Die Würzburger Kickers waren bereits abgestiegen. Braunschweig folgt den Unterfranken nach der finalen Pleite beim HSV (0:4) in die dritte Liga. Für Osnabrück geht es nach dem 1:2 bei Erzgebirge Aue in die Relegation und damit gegen den Drittligisten Ingolstadt.
Ausnahmezustand in Fürth und Bochum
Bereits vor dem Spieltag hatten Polizei, Vereine und die Städte an die Fans appelliert zu Hause zu feiern. In Zeiten von Corona war jede Veranstaltung undenkbar. Undenkbar war jedoch auch, dass sich die Anhängerschar daran halten würde und so wurden in Bochum zahlreiche Hundertschaften zusammengezogen, um das Areal um das Stadion abzusichern.
Während der Großteil der Fans friedlich feierte, sorgte, wie schon in Dresden oder Köln ein kleiner Teil für Probleme. Die Polizei gab allen Fans zu verstehen, dass man die Feierlichkeiten dulden würde, aber keinerlei Pyrotechnik oder Übergriffe auf beamte tolerieren würde. Selbst nach dreimaligen Durchsagen war keine Rücksicht seitens einiger Anhänger zu erkennen und die Polizei war gezwungen zu handeln, auch im Sinne der vielen Familien mit Kindern, die sich am Kirmesplatz neben dem Stadion eingefunden haben.
Es wurde ein Nachmittag mit einigen unnötigen Zwischenfällen. Personen, die zum Impfzentrum neben dem Stadion wollten, wurden genauso in Gefahr gebracht wie die Polizei, die mit Flaschen und Böllern beworfen wurde. Acht Beamte wurden verletzt, 60 Störer verhaftet und zahlreiche Ermittlungsverfahren wegen BTM und illegaler Pyrotechnik eingeleitet.
Bilder aus Bochum:
(c) Sebastian Sendlak / DeFodi Images
Bei den Fürthern fiel die Bilanz der Polizei insgesamt positiv aus. Zwar feuerten rund 300 Kleeblatt-Fans während der Partie vor dem Sportpark Ronhof ihre Mannschaft an. Die Rauchschwaden der grünen Pyrotechnik zogen bis ins Stadion. Die Aktionen verliefen jedoch weitgehend friedlich. Das Appellieren an die Fans, trotz der sportlichen Ausnahmesituation zu Hause zu bleiben, stieß allerdings, wie erwartet, teilweise auf taube Ohren. Hunderte von Anhängern versammelten sich am Laubenweg. Ein Mund-Nasen-Schutz wurde von den meisten getragen. Dennoch gab es einige Verstöße. Auch mit dem Einhalten der nötigen Abstände wurde es manchmal kritisch. Ein wenig ab vom zentralen Geschehen, zog sich ein hupender Autokorso die komplette Erlanger Straße entlang. Als dieser den Verkehr zu sehr blockierte, schritt die Polizei ein. Gegen Abend zogen noch rund 750 Anhänger traditionell in die Gustavstraße. Ein Problem bei einer Inzidenz über 100. Festgenommen wurde jedoch nur ein Fan, der dort immer wieder eine Pyro gezündet hatte.
Der 34. Spieltag im Überblick:
Holstein – Darmstadt 2:3
Bochum – Sandhausen 3:1
Fürth – Düsseldorf 3:2
Regensburg – St. Pauli 3:0
Hannover – Nürnberg 1:2
HSV – Braunschweig 4:0
Würzburg – Paderborn 1:1
Aue – Osnabrück 2:1
Heidenheim – Karlsruhe 1:2