Das Duell der beiden Bundesliga-Gründungsmitglieder hat der Hamburger SV klar für sich entscheiden können. In Gelsenkirchen gewannen die Hanseaten klar mit 2:0 gegen Schalke 04 und festigten damit den Relegations-Aufstiegsplatz.
Schalke hatte zwar einen druckvollen Start, fightete und hatte drei Aluminiumtreffer, aber insgesamt war dies eindeutig zu wenig, um den HSV ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Die Schalker dümpeln daher weiter im Tabellenkeller (20. Punkte) mit nur drei Punkten Abstand vor dem Relegations-Abstiegsplatz. Der Druck auf die S04 – Verantwortlichen wächst. Denn es sind nur noch wenige Tage, bis das Wintertransfer schließt, um sich Verstärkung zu holen.
In der ersten Halbzeit präsentierte sich zum Rückrundenauftakt Schalke mit einem druckvollen Start. Mohr prüfte Fernandez im HSV-Tor früh (4. Minute) und S04 hatte mit schnellen Angriffen das zunächst im Griff. Hamburg sah offensiv – außer einer Ecke, bei der Fährmann im S04 – Tor nicht gut aussieht (9. Minute) – nicht viel vorweisen. Dafür lieferten sich die Hamburger Fans einen verbalen Schlagabtausch mit den Gelsenkirchener Fans – auf Augenhöhe.
Nach 20 Minuten verflachte das Spiel, weil auf beiden Seiten die Chancen nicht richtig zu Ende gespielt wurden. Bis zur 22. Minute: Dann gingen die Gäste aus Hamburg etwas überraschend in Führung: Immanuel Pherai traf nach Vorarbeit von van der Brempt. In der Folge wirkte Schalke kurz etwas geschockt, zumal van der Brempt eine weitere Chance für Hamburg hatte (29. Minute). In der 33. Minute dann Pech für Schalke: Nur Lattentreffer von Thomas Ouwejan bei einem 25. Meter Schuss. Auf der Gegenseite schlug der Dino aus Hamburg eiskalt zu. In der 35. Minute traf Laszio Benes nach Vorarbeit von Jean-Luc Dompe.
Es wurde kurz ruhig in der ausverkauften Veltins-Arena, bis die Schalker Fans den 0:2 Rückstand verdaut hatten. Auf dem Rasen hatten die königsblauen Spieler mehr Probleme gegen die individuell oft spielerisch besseren – in weiß-rot – spielenden Hamburger Spieler zu bestehen, wie eine weitere Hamburger Großchance (Idrizi, 39. Minute) belegte. Die Angriffe der Hausherren verpufften in dieser Spielphase (z.B. 42. Minute, Doppelecke für Schalke). Besser machten es die Gäste, die auch nach hinten stark absicherten und wenig zuließen.
Zum Abschluss der ersten Hälfte – es gab eine vierminütige Nachspielzeit – blieb es beim 0:2 – Rückstand der Schalke gegen nicht dominant spielende, aber dafür effektive, Hamburger. Der Unmut unter den S04 – Fans war an den Pfiffen zur Halbzeit zu hören, zumal der HSV in den letzten Minuten näher am 3:0 als Schalke am Anschlusstreffer waren.
2. Halbzeit – Schalke drückte – aber Hamburg hatte die besseren Chancen
Die zweite Halbzeit begann schwungvoll: Erst Vorteile für die Hausherren (Quwejan, 47. Minute), aber kurz danach drohte das vorzeitige K.O. der Schalker: Mohr rettete in der 53. Minute für den bereits geschlagenen Fährmann auf der Linie beim Schuss von Benes.
Nach 60 Minuten wirkte Schalke, als würde der Mannschaft die Ideen ausgehen, zumal Hamburg den Gelsenkirchenern das Spiel überließ, was in der 60. Minute fast Schallenberg (der für Idrizi in der 46. Minute gekommen war) zum Anschlusstreffer genutzt hätte. Beide Mannschaften spielten in dieser Phase des Spiels ihre Angriffe nicht richtig zu Ende. Schalke wollte, fand aber nicht die Mittel, um die Hanseaten dauerhaft unter Druck zu setzen.
Schalke bemühte sich weiter, aber manchmal standen die eigenen Mitspieler im Weg (Terodde, 65. Minute). Schalke Coach Karel Geraerts wechselte in der 66. Minute doppelt (Tempelmann für Mohr, Lasme für Topp), um die drohende Heimniederlage vor 61.992 Fans (ausverkauft) noch abzuwenden. Die 6.000 Fans aus Hamburg feierten derweilen, verstummten aber kurz, als in der 73. Minute den Schalke Fans der Torjubel bereits auf den Lippen lag. Ouwejan traf den rechten Pfosten. Das Aluminium verhinderte zum zweiten Mal an diesem Abend neue Schalker Hoffnung.
In den Schlussminuten gab S04 nicht auf, aber irgendwie schwand unter den Anhänger die Hoffnung, zumal der HSV das Spiel souverän verwaltete. Dazu passte auch, dass Lasme (90+6 Minute) nur den Pfosten traf, das dritte Mal Aluminium an diesem Abend. Auffällig war, dass der Schalker Sturm während des ganzen Spiels keinen richtigen Zugriff fand, auch wenn das Spiel im Mittelfeld teilweise gut funktionierte und für Tempo sorgte. Zwar verzeichnete die Statistik 26 Torschüsse (8 beim HSV) aber nur wenige waren wirklich gefährlich. Terodde hatte im Mittelfeld ein paar gute Szenen, aber keinen richtigen Abschluss. Schalke investierte fiel, was auch die Laufleistung und die Ballbesitz-Quote belegen, aber es kam zu wenig rum.
(c) Sebastian Sendlak / BOND
Der beste Schalker Ouwejan sagte nach dem Spiel: „Gerade in der zweiten Halbzeit hätten wir uns belohnen müssen. Wenn wir zum Anschlusstreffer gekommen wären, dann hätte noch was gehen können – da bin ich mir ganz sicher. Gerade hier, mit unseren Fans im Rücken.“ Kapitän Simon Terodde hängte die Niederlage aber nicht zu hoch: „Das ist sicherlich ein kleiner Dämpfer. Aber das müssen wir auch schnell abhaken. Wir müssen jetzt als Team zusammenhalten.“ Der Chefcoach von Schalke 04 Karel Geraerts zog nach dem Spiel ebenfalls auch positive Aspekte aus der Heimspiel-Niederlage: „Uns haben aber mehrfach ein, zwei Zentimeter gefehlt, wir haben Latte und Pfosten getroffen. Die Performance meiner Mannschaft im Gesamten stimmt mich aber zufrieden, einige Spieler sind aber leider nicht an ihr Leistungsmaximum gekommen. Wir haben gegen ein gutes Team gekämpft.“
HSV-Trainer Tim Walter sagte nach dem erfolgreichen Auswärtsspiel in Gelsenkirchen: „Ich glaube, dass wir gerade in der ersten Halbzeit sehr gut agiert haben. Wir haben gut umgeschaltet, schöne Tore erzielt. In der zweiten Halbzeit haben wir dann sehr, sehr viele Ecken wegverteidigt. Insgesamt bin ich mit meiner Mannschaft sehr zufrieden.“
Ausblick: Entscheidungswochen für Schalke – Hamburg kann sich oben festsetzen
Auf Schalke werden sich in den nächsten Tagen die Diskussion über Wintertransfers verstärken, denn mit der aktuellen Leistung der S04 – Mannschaft kann Schalke zwar (wahrscheinlich) in der zweiten Liga bestehen, das Thema Aufstieg ist aber aktuell weit entfernt. In den nächsten zwei Wochen stehen zwei richtungsweisende „Kellerduelle“ an. Zunächst in Kaiserslautern (18. Punkte, 15. Platz) und dann zu Hause gegen Braunschweig (17. Punkte, Relegations-Abstiegsplatz). Danach ist klar, ob Schalke (aktuell 20. Punkte, 14. Platz) den Anschluss ins Mittelfeld schafft oder noch tiefer in den Abstiegskampf rutscht.
Anders der Hamburger SV. Die Hanseaten bleiben nach dem Auswärts-Dreier oben an Kiel und St. Pauli „dran“. Und mit der souveränen Leistung in Gelsenkirchen schafft sich der HSV mit aktuell 34. Punkten (Platz 3) eine gute Ausgangslage vor den nächsten Spielen zu Hause gegen Karlsruhe (24. Punkte, Platz 11) und auswärts bei Hertha BSC (25. Punkte, Platz 8).