„Wilder Westen“ tituliert die WAZ die neuesten Aktivitäten beim VfL Bochum. Dabei geht es um die Entlassung des erst im Sommer akquirierten Jung-Trainers Ismail Atalan und um eine 2-Wochen Suspendierung des Kapitäns Felix Bastians. Auch die Fans laufen inzwischen Sturm gegen Sportvorstand Christian Hochstätter.
Analyse auf Mitgliederversammlung angekündigt
„Wir sind in der vergangenen Woche nach einer gründlichen Analyse der Situation zu dem Schluss gekommen, sämtliche Teilbereiche und personelle Entscheidungen zu hinterfragen und alles – Mannschaft, Trainer, Team – auf den Prüfstand zu stellen. Auch das gehört für mich als Sportvorstand zu meinen Aufgaben“, sagte Sportvorstand Christian Hochstätter auf der Mitgliederversammlung am vergangenen Samstag in der Jahrhunderthalle.
Das Ergebnis dieser Analyse präsentierte der VfL dann nur zwei Tage später. Am Montag Mittag kam die Pressemitteilung heraus, in der Ismail Atalan als Cheftrainer mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben entbunden wurde. Keine Überraschung, wohl aber eine Farce, denn eine wirkliche Chance hatte Atalan in seiner ersten Profistation eigentlich nie.
Die kurzfristige Nominierung des ehemaligen Erfolgstrainers aus Lotte überraschte zwei Wochen vor Saisonbeginn viele Experten. Der VfL Bochum wollte um den Aufstieg mitspielen, musste aber fortan auf einen unerfahrenen Coach an der Seitenlinie setzen. Ohne vorherige Planungszeit und ohne eine wirkliche Chance, stellte sich Atalan der Aufgabe und holte in den neun Partien zehn Punkte. Zu wenig für die Ansprüche des VfL Bochum.
U19-Trainerteam übernimmt – vorerst
Bis auf weiteres übernehmen zunächst der bisherige U19-Trainer Jens Rasiejewski und Co-Trainer sowie Ex-VfL-Profi Heiko Butscher das Training und werden am kommenden Samstag beim Zweitligaspiel gegen den SV Sandhausen die Mannschaft betreuen. Eine langfristige Lösung ist noch offen.
Kapitän Bastians suspendiert – Fans sauer
Während die Trainerentlassung in der Fanszene eher geteilt aufgenommen wird, löste die Suspendierung des VfL-Kapitäns Felix Bastians in der breiten Masse Unverständnis aus. Schon länger wurde über Differenzen zwischen Bastians und Hochstätter spekuliert. Nun wurde Bastians für zwei Wochen vom Spiel- und Trainingsbetrieb freigestellt. Grund laut Christian Hochstätter: „Er ist als Kapitän seiner Vorbildrolle, gerade dem Trainerteam gegenüber, nicht gerecht geworden und hat von Vereinsseite nun Zeit bekommen, darüber nachzudenken.“
Während Bastians vor zwei Wochen noch mit der Fair-Play Medaille vom DFB ausgezeichnet wurde, schien es zwischen dem Spieler und Sportvorstand massiv zu kriseln. Sportlich war Bastians in der Vergangenheit noch einer der Besten auf dem Spielfeld. Alleine aus diesem Grund zweifeln die Fans und auch Experten diese Entscheidung massiv an.
Nachtrag:
Auf der Pressekonferenz am Dienstag dann geriet der Sohn des Sportchefs in den Mittelpunkt der Kritik. So war Hochstätters Sohn (24) direkt an der Mannschaft als Praktikant während seines Fernstudiums beschäftigt und bekam so auch Internas mit, die zum Teil sicherlich innerhalb der Mannschaft hätten bleiben müssen. Kritik seitens der Medien zu dieser bereits längeren Tätigkeit wurden seitens Christian Hochstätter zurückgewiesen.
Auch in einem Statement nahm Hochstätter erneut zur Kontroverse mit Felix Bastians Stellung. Dabei ist die Darstellung seitens des Bochumer Kapitäns und des Sportvorstands zwar deckend, nicht jedoch die Härte der von Bastians gewählten Worte. Zudem soll die Entschuldigung bei Trainer Atalan angenommen worden sein, nicht aber beim Sportvorstand, der nun, wo Atalan weg ist, reagieren konnte. Ausschlaggebend war wohl laut beiderseitiger Aussagen ein Allergieeffekt durch Bastians Laktose-Intoleranz.
Im Bezug auf das neue Trainerteam, Jens Rasiejewski und Heiko Butscher gab es noch nicht viel zu vermelden. So gab es bis zum Zeitpunkt der Pressekonferenz noch kein Zusammentreffen des Trainerduos mit den Spielern, sondern nur den Hinweis auf geheime Trainingseinheiten bis zum Spiel am Samstag gegen Sandhausen. „Unser Ziel ist es zunächst, die Unruhe aus den Spielern nach den letzten Tagen herauszubekommen“, betonte Rasiejewski sein vorrangiges Ziel.
Wie lange Rasiejewski und Butscher an der Seitenlinie stehen werden ist noch nicht bekannt. „Derzeit fanden noch keine Sondierungsgespräche mit möglichen Nachfolgekandidaten statt“, so Hochstätter.