Bei der 70. Auflage des Motocross am 1. Mai in Kamp-Lintfort hielt sich das Wetter exakt an die Vorgaben des Wetterberichts: Ideale Bedingungen für das Racing. So wurden über 3.000 Motorsportfreunden spannende Rennen in der DM Open und der Seitenwagen-DM aber auch im ADAC Clubsport geboten.
Open DM
Zum Saisonstart im April hatte es in der DM nach einem Dreikampf ausgesehen: Stefan Ekerold, Tim Koch (beide Husqvarna) und Boris Maillard (Suzuki) waren die heißesten Anwärter. Doch nachdem sich der amtierende Meister Ekerold vorzeitig aus dem Titelrennen verabschiedete, ist Nico Koch (GasGas) der Mann der Stunde. Der Braunschweiger hat durch seinen Doppelsieg auf dem Eyller-Berg-Kurs am Niederrhein das Red Plate von DM-Auftaktsieger Tim Koch erobert.
Im ersten Wertungsrennen zog Justin Trache (Yamaha) den Holeshot, übernahm für drei Runden das Kommando, bis ein Sturz eine Beinfraktur bescherte. So konnte der Chemnitzer nicht einmal die 150 Euro Prämie selbst entgegennehmen. Es entwickelte sich über die restlichen Runden ein spannendes Duell zwischen den nicht miteinander verwandten Nico und Tim Koch.
Mit Abstand kam Noah Ludwig (KTM) auf Rang drei ins Ziel. Der Teenager musste sich allerdings aus dem Mittelfeld nach vorn kämpfen. Boris Maillard, der seine Ambitionen durch die Trainingsbestzeit unterstrich, flog in der Anfangsphase aus der Spitzengruppe bis ans Ende des Feldes. Auf seiner Suzuki rang er die Gegner der Reihe nach nieder und begrenzte mit Platz vier den Schaden.
Koch vs. Koch
Die Prämie für den zweiten Holeshot sicherte sich Lokalmatador Vinni Gallwitz, wurde aber gleich von Ludwig überholt. Auf seiner KTM enteilte das Nachwuchstalent rasch den Wettbewerbern und sah schon wie der sichere Sieger aus. Doch der Zweikampf von Nico und Tim Koch beflügelte die beiden zu Bestleistungen, woraufhin Ludwig in der Crunch Time noch eingefangen wurde. Das bedeutete dann auch Rang drei auf dem Podest. Tim Koch als Gesamtzweiter bleibt aber mit nur drei Punkten Rückstand in der Meisterschaft auf Tuchfühlung zu seinem Namensvetter.
Maillard, in der Vorwoche noch Gesamtsieger in Aufenau, hatte sich wohl mehr erhofft am Tag der Arbeit. Die Aufholjagd in Heat 1 kostete zu viele Körner, so konnte der Franzose dem Koch-Duo im Rennverlauf nicht mehr folgen und musste sich erneut mit dem vierten Platz zufrieden geben.
Überragend war die Leistung von Gallwitz. Nach seinem schweren Sturz vor genau einem Jahr war der MX Masters-Fahrer nach mehreren Operationen für Monate außer Gefecht und hatte bisher fast keine Fahrpraxis. Nach perfekten Starts und einer guten Performance im Rennen, trotz Plastikschiene am rechten Handgelenk, reichte es zu einem 8-6 Resultat. Mit dem sechsten Gesamtrang war der Rheinberger überaus zufrieden.
Mit Gianluca Ecca war ein weiterer lokaler Hoffnungsträger am Start. Die sechstbeste Zeit konnte der Kawasaki-Fahrer mit einem neunten Gesamtrang (12-7) aber nicht in einen Rennerfolg umsetzen.
In der Meisterschaft führt Nico Koch nach drei Veranstaltungen mit 114 Punkten. Tim Koch (111), Maillard (93) und Ludwig (79) folgen auf den Rängen.
DM Sidecar
Das Team Prümmer/Steegmans kam nach einem überzeugenden Saisonstart als Meisterschaftsleader nach Kamp-Lintfort. Und es sah alles danach aus, dass die deutsch-belgische Fahrgemeinschaft sich von den amtierenden Deutschen Meistern Benjamin Weiss/Patrick Schneider (Österreich) bei der dritten DM-Runde in Kamp-Lintfort weiter absetzen würden.
Doch durch einen Ausfall von Prümmer/Steegmans übernahmen die Titelverteidiger Weiss/Schneider die Führung in der SidecarCross-DM 2023.
Mit zwei perfekten Starts gewannen Tim Prümmer/Jarno Steegmans beide Holeshots. Doch die Sonderprämie von 300 Euro war nur ein schwacher Trost für den Ausfall im zweiten Lauf und die verlorene Tabellenführung.
Im ersten Lauf hatte das deutsch-belgische Duo das Geschehen fast die komplette Renndistanz unter Kontrolle. Die WM-Champions Etienne Bax/Ondrej Cermak kamen lange, trotz Trainings-Bestzeit, nicht an den Vorarlbergern Benjamin Weiss/Patrick Schneider vorbei, um eine Angriff auf die Führenden Prümmer/Steegmans zu starten. Mitte des Rennens fand Bax den Weg an den Titelverteidigern vorbei und schnappte sich in der vorletzten Runde auch noch Prümmer in beeindruckender Manier.
Vierte wurde das belgisch-französische Gast-Team Davy Sanders/Luc Rostingt, WM-Neunte 2022, vor Joachim Reimann/Martin Betschart, die sich nach schlechtem Start auf den fünften Rang, trotz defekter Hinterradbremse, vorarbeiteten. Dabei hatten Tobias Blank/Justin Blume das Nachsehen.
Einige Teams haderten mit der Technik. Adrian Peter/Joel Hoffmann mussten nach wenigen Runden mit überhitztem Motor aufgeben. Den Weinmann-Brüdern Joshua und Noah, spielte ein im Beiwagen herumschlenkender Kühler einen Streich. Kein gutes Omen hatte der Eyller Berg für André Knübben/Roberts Uzans. Wie vor einem Jahr verweigerte der Motor des Mönchengladbachers die Abgabe der vollen Leistung.
Trotz eines, familiär bedingten, verspäteten Starts in die DM-Serie, schlugen sich Jan Hoormann/Andy Schlinnertz bei ihrem ersten Saisonauftritt recht gut.
Die DM-Neulinge Lukas Erlecke/Leon Freygang und ebenso Patrick Hengster mit Celina Jahn, der einzige Dame im Feld, schafften es in die Top-Ten.
Nach dem Holeshot beim zweiten Lauf führten Prümmer/Steegmans abermals, doch die Titelanwärter haderten mit der Technik.: Ein defektes Kettenrad zwang sie zur Reparatur in die Helferbox. Doch die Instandsetzung war nicht nachhaltig und so endete die Fahrt nach fünf Runden endgültig.
Bax/Cermak waren mäßig vom Startgatter weggekommen. Abermals passierte das Weltmeister-Gespann die voraus gestarteten Mitstreiter ohne viel Gegenwehr und letztlich hatten sich die härtesten Widersacher vorzeitig aus dem Rennen verabschiedet.
Ausfälle und Hemmnisse auch diesmal. Am Gespann von Reimann/Betschart blockierte die Hinterradbremse. Für Peter/Hoffmann war nach sechs Runden Endstation, da auch der neue Motor überhitzte.
Durch ein liegengebliebenes Gespann fuhren sich die Weinmänner und auch Nick Uhlig/Nick Kutschke fest und verloren dadurch mehrere Plätze.
Profiteure des zweiten Laufs waren Blank/Blume und Christian Hentrich/Simon Lenz, die im ersten Lauf einfach Pech hatten. Lokalmatador Jan Hoormann rettete sich trotz Problemen mit der Vorderradbremse immerhin noch auf Rang 15.
Resultate Motocross-Gespann-DM Kamp-Lintfort
Tageswertung: 1. E.Bax/O.Cermak (NL/CZ), WSP-Husqvarna. 2. Sanders/Rostingt (B/F), Mega. 5, 3. Weiss/Schneider (A), VMC-Zabel.
DM-Stand nach 6 von 16 Läufen: 1. Weiss 84. 2. Prümmer 72. 3. Blank 60. 4. J.Reimann 52. 5. Bax 50. 6. Weinmann 47. 7. Erlecke 44. 8. Normak, Hentrich, Hengster und Sanders je 40.
DMSB-Pokalstand nach 6 von 16 Läufen: 1. Veit 84. 2. Seiffert u. Degenhardt je 81. 4. Prokesch 68. 5. Reipen 50.
Clubsport Open
Volle Besetzung bei den Amateuren in der Clubsport-Klasse. 38 Fahrer wollten auch in diesem Jahr den „Motocrosskönig vom Niedderhein“ ausfahren. Auch zwei junge Frauen wollen es mit der männlichen Konkurrenz aufnehmen: Annika Erpeka (Bedburg Hau) und Rieke Wellmanns (Uedem).
Nach einen Sturz musste der erste Lauf abgebrochen werden. Der wurde dann am Ende des Renntages nachgeholt. Da einige Teilnehmer auf den späten Lauf verzichteten, so Laufsieger Justin Heimann und der Zweitplatzierte Daniel Wevers, wurde die Tageswertung ordentlich durchgerüttelt. Am Ende stand Jan Hoffmann ganz oben auf dem Podium, auf Platz 2 Luca Herwix und den 3. Platz belegte Marius Lenders.
Quelle: Roland Beyer / MC Kamp-Lintfort
Bilder: Sebastian Sendlak
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