Es war 2012. Es war das „Finale dahoam“. 1:1 hieß es am 19. Mai in der Allianz Arena nach der Verlängerung. Für den FC Bayern München und den FC Chelsea ging es ins Elfmeterschießen, das die „Blues“ für sich entschieden. In diesem Jahr schafften es die Bridge-Jungs erneut ins Finale der Königsklasse. Verantwortlich für die aktuelle Leistung des Kaders ist unter anderem Thomas Tuchel. Im Januar übernahm der gebürtige Krumbacher den Trainerposten von Chelsea-Legende Frank Lampard. Mit Erfolg. In der Premier League erreichte er mit seinem Team Platz vier. Gegen Meister und Champions-League-Finalist Manchester City wurden unter Tuchel alle Partien gewonnen. Bereits letztes Jahr hatte der 47-jährige mit Paris Saint-Germain die Chance auf den Henkelpott. Dieser ging nach einer 0:1-Pleite jedoch an Hansi Flicks Bayern. Der jüngste CL-Coup gegen die „Citizens“ ist Tuchels erster internationaler Triumph.
Gänsehaut-Moment mit Publikum
Sieben lange Minuten musste der FC Chelsea am Samstagabend in der Nachspielzeit überwinden. Thomas Tuchel pushte sein Team auf dem Platz und die Zuschauer auf den Rängen. Dann der Schlusspfiff. Es flossen Tränen. Auf beiden Seiten. Während sich Antonio Rüdiger, N’Golo Kanté und Kai Havertz vor Freude in den Armen lagen, suchten Ilkay Gündogan und Kevin De Bruyne in den himmelbauen Trikots Trost bei ihren Teamkollegen – und beim Ligakonkurrenten. Der Respekt unter den Spielern und auf der Trainerbank war groß. Man kennt und schätzt sich. Und abgesehen vom Austragungsort hätte es auch ein herkömmliches Premier-League-Match sein können.
Aufgrund der Corona-Pandemie wurde das Finale der Königsklasse von Istanbul nach Porto verlegt. Der Anblick der gefüllten Ränge und die Geräuschkulisse wirkten zunächst befremdlich – gleichzeitig aber auch vertraut. Gänsehaut pur! 14.110 Zuschauer verfolgten das Duell im Estádio do Dragão. Ein Abend, der sich vor allem für die „Blues“-Fans lohnte. Denn Pep Guardiola hatte sich verzockt. Wieso der ManCity-Coach ausgerechnet im Champions-League-Finale eine neue Teamaufstellung ausprobieren wollte, weiß wohl nur er. Ohne Fernandinho und Rodri startete Manchester City in das Match. Statt auf ein stabiles Mittelfeld setzte Guardiola auf die Offensive, was allerdings nach hinten los ging.
Pep „vercoacht“ sich – Chelsea ist „Stein im Schuh von City“
Nur eine tatsächliche Tor-Chance konnten sich die „Citizens“ während der Partie erarbeiten. Phil Foden hatte in der 27. Minute die Möglichkeit zum erfolgreichen Abschluss. Rüdiger grätschte ihm aber dazwischen. Im Gegensatz zu ManCity-Tormann Ederson hatte Edouard Mendy eher ruhige 45 Minuten. Vor der Halbzeitpause nahmen die „Blues“ nämlich die gegnerische Spielhälfte für sich ein. Der „Citizens“-Straufraum gehörte Tuchels Truppe. Zwar ließen Timo Werner und Co. einige Chancen liegen. Doch das 1:0 saß. Mason Mount spielte einen weiten Pass auf Havertz, der über den entgegenkommenden Ederson stolperte und schließlich einnetzte (42.) Spätestens hier zeigte sich Cities fehlendes defensives Mittelfeld.
Nach der Pause traten die Himmelblauen dann etwas aktiver auf. „Doch uns fehlte die Inspiration“, gestand Guardiola in der anschließenden Pressekonferenz. „Wir waren der Stein im Schuh von City“, erkannte Tuchel. Peps Plan ging nicht auf. Für Kevin De Bruyne war die Partie in der 57. Minute zu Ende. Nach einer Kollision mit Rüdiger ging der Belgier zu Boden. Unter Tränen und mit einem Veilchen am linken Auge verließ er das Spielfeld. Gabriel Jesus übernahm. Rüdiger sah für seine Aktion die gelbe Karte. Laut neuesten Meldungen zog sich De Bruyne Knochenbrüche im Gesicht zu.
Havertz erfüllt sich Kindheitstraum
Die Verletzung des belgischen Nationalspielers war ein herber Verlust für die „Citizens“. Chelsea musste mit Thiago Silvas Ausfall bereits in der 39. Minute die bittere Pille schlucken. Der Brasilianer verletzte sich in einem Zweikampf mit Phil Foden und konnte nicht mehr weiterspielen. Für ihn kam Andreas Christensen.
Zum Ende des Duells wurde es noch ruppiger. Immer wieder wälzten sich vorwiegend Chelsea-Spieler auf dem Rasen. Doch die Unparteiischen hatten ein gutes Händchen für dieses Finale. Sie ließen das Spiel weitgehend fließen. Auch in den großzügigen sieben Minuten der Nachspielzeit konnten die Himmelblauen den „Blues“ nichts mehr entgegensetzen. Es blieb beim 1:0 für Chelsea. Für den Torschützen Kai Havertz wurde damit eine Kindheitstraum wahr. Mit seinem Bruder hatte er jedes Jahr im Garten die Champions-League-Treffer nachgespielt. Jetzt kann er sein eigenes Tor Revue passieren lassen.
Das Spiel im Überblick:
Tore: 1:0 Havertz (42.)
Gelbe Karten:
Chelsea: Rüdiger (57.), Jesus (88.)
ManCity: Gündogan (34.)
Schiedsrichter: Antonio Mateu Lahoz
Zuschauer: 14.110