„Hat noch jemand eine Karte fürs Derby übrig?“ Täglich war diese Frage in den sozialen Medien zu lesen. Denn bereits Anfang November war das meistausgetragene Derby des deutschen Fußballs ausverkauft. Rund 15.600 Zuschauer fasst der Sportpark Ronhof Thomas Sommer in Fürth. Das Interesse am 265. Duell mit Nürnberg war jedoch so groß, dass es doppelt bis dreimal so viele hätten sein können. Was die Tore der Partie betrifft, hätten sich die Anwesenden ebenfalls eine besser Ausbeute gewünscht.
Fränkische Derby-Jahre
Der „Glubb“ ist zurück in der 2. Fußball-Bundesliga. So enttäuschend der neunte Abstieg der Vereinsgeschichte für die Beteiligten auch war, etwas Positives hat er: Die Mittelfranken dürfen sich auf weitere geschichtsträchtige Spiele gegen den Rivalen aus der Nachbarstadt freuen.
Das erste Frankenderby fand im September 1902 statt und ging mit 15:0 klar an die Nürnberger, die damals noch gegen die Fußballabteilung des TV 1860 Fürth antraten. Die SpVgg Fürth wurde erst ein Jahr später, am 23. Oktober 1903, gegründet. Demnach wäre der 3:0-Sieg des „Glubbs“ vom 18. September 1904 der erste offizielle Derby-Triumph. Und es sollten noch so einige folgen. 264 Frankenderbys wurden bis dato ausgetragen. 139 Mal gewannen die Nürnberger, 76 Partien entschieden die Fürther für sich. 47 Duelle endeten unentschieden. Zwei weitere Spiele wurden abgebrochen. Eines davon wurde vom Sportgericht als Sieg für das Kleeblatt gewertet.
Kleeblatt dominiert erste Spielhälfte
Lange galt der 1. FCN als Frankens Nummer eins. Beim Blick auf die aktuelle Zweitliga-Tabelle nimmt aber die SpVgg derzeit diese Position. Den Vorsprung von vier Punkten auf die Nürnberger konnte die Truppe von Cheftrainer Stefan Leitl allerdings nicht ausbauen. Über ein 0:0 kamen die beiden Vereine am heuten Derbysonntag nämlich nicht hinaus. Und lässt man Iuris Medeiros’ sichere Torchance kurz vor dem Abpfiff außer Acht, geht das Remis auch vollkommen in Ordnung.
Nach einer frühen Torchance für den „Glubb“ (2.) durch Enrico Valentini gewannen schnell die Gastgeber die Oberhand. Erst versuchten es Marco Meyerhöfer und Daniel Keita-Ruel (7.). Später dribbelte Branimir Hrgota den Rivalen aus, scheiterte letztendlich aber an Club-Mittelfeldakteur Hanno Behrens (17.). Die Zweikämpfe gingen weitgehend an die Kleeblatt-Elf – in einer vorerst ruhigen und fairen Partie. Die ersten Reibungen gab es auf dem Spielfeld nach knapp 30 gespielten Minuten. Ein Foul an Nürnbergs Nikola Dovedan führte zum Freistoß (28). Johannes Geis scheiterte jedoch an der Fürther Mauer, da Havard Nielsen den Schuss mit der Schulter abgeblockt hatte (30.). In der 37. Spielminute zog Schiedsricher Manuel Gräfe schließlich die erste gelbe Karte, die an Michael Frey vom 1. FCN ging.
Derby-Einstand für Jens Keller
Zeigte das Kleeblatt in den ersten 45 Minuten noch, wer der Herr im Haus ist, sollte sich das Blatt nach der Halbzeitpause wenden. Nachdem Fürths Tobias Mohr es erst noch mit einem Distanzschuss auf das Nürnberger Tor versuchte (48.), zeigte Jens Kellers Kabinenansprache Wirkung. Am 5. November musste Damir Canadi den 1. FCN als Cheftrainer verlassen. Jens Keller nahm neun Tage später dessen Platz auf dem Trainerstuhl ein. Aufgrund der Länderspielpause feierte er sein Debüt als Club-Coach im Derby. Somit ging es für den 48-jährigen Schwaben auch gleich ans Eingemachte. Niederlagen unter Canadi – wie zuletzt die 1:5-Pleite gegen Bielefeld und das 1:3 in Bochum – sollen von nun an der Vergangenheit angehören. Und auf das, was die „Glubberer“ nach der Winterpause erwarten könnte, gab es bereits in der zweiten Spielhälfte gegen Fürth einen Vorgeschmack.
Offensive Nürnberger, ratlose Fürther
Denn die Nürnberger kamen entschlossen aus der Kabine und übernahmen die Partie. Vor allem die beiden Neuzugänge Nikola Dovedan und Michael Frey sorgten offensiv für Furore. Beim Gastgeber machte sich Ratlosigkeit breit, während sich die Fouls und gelben Karten auf beiden Seiten häuften. Die Gäste gewannen nun die Zweikämpfe und sicherten sich Torchancen. Johannes Geis’ Freistoß wehrte Fürths Keeper Sascha Burchert jedoch ab (80.). Auch sein Gegenüber Felix Dornebusch, der zum ersten Mal den Nürnberger Kasten hütete, brauchte sich in diesem Derby nicht zu verstecken. Ein Konter von Maximilian Wittek ließ die Fürther wieder hoffen und läutete die letzten Minuten des Derbys ein, das am Ende noch an Spannung gewann.
Medeiros verballert Club-Sieg
Valentini (89.) und der Schweizer Frey (90.) versuchten es noch einmal auf der Gegenseite. Die wohl größte und spektakulärste Torchance dieser Partei hatte in der 90. Spielminute aber Iuri Medeiros. Fabian Schleusener spielte den Rechtsaußen an, der vor Burchert aber die Nerven verlor und links am Tor vorbeischoss. Ein Schockmoment für beide Mannschaften und Fanlager. Während die Gastgeber allerdings am Ende tief durchatmen konnten, dürften sich die Nürnberger über den verschenkten Derby-Sieg noch etwas ärgern.
Trotz des Remis-Punktes rutschte die SpVgg Greuther Fürth vom sechsten auf den siebten Tabellenrang ab. Der 1. FC Nürnberg hält weiter Stellung auf Platz 14.
Schiedsrichter:
Manuel Gräfe
Gelbe Karten:
Fürth: Wittek (78.), Mavraj (84.)
Nürnberg: Frey (37.), Behrens (70.), Sorg (88.)
Die weiteren Ergebnisse:
VfB Stuttgart vs. Karlsruher SC 3:0
Jahn Regensburg vs. 1.FC Heidenheim 3:1
Hamburger SV vs. Dynamo Dresden 2:1
Wehen Wiesbaden vs. Holstein Kiel 3:6
VfL Bochum vs. VfL Osnabrück 1:1
Erzgebirge AUe vs. FC St. Pauli 3:1