Timo Boll hat beim mit 61.000 Euro dotierten Europe Top 16 in Montreux durch einen Finalsieg über Titelverteidiger Dimitrij Ovtcharov zum sechsten Mal das europäische Ranglistenturnier gewonnen. Die Nummer drei der Welt besiegte im Finale den Weltranglistenersten und Gewinner von 2012, 2015, 2016 und 2017 in der Höhe überraschend deutlich mit 13:11, 11:6, 11:3 und 11:6. Die beiden deutschen Superstars sicherten sich zudem mit Platz eins und zwei ihre direkten Tickets für den World Cup der Herren in Paris im Oktober. Dritter wurde der Däne Jonathan Groth. Das Turnier der Damen gewann überraschend erstmals die Rumänin Bernadette Szocs vor der Niederländerin Li Jie und Elizabeta Samara (Rumänien).
Boll: „Im April wollen wir die Chinesen etwas ärgern“
Das Herren-Finale des Europe Top 16 ist ein erneuter Beweis der aktuellen deutschen Stärke im Welttischtennis und knüpft nahtlos an die herausragenden Ergebnisse in der zweiten Hälfte des Vorjahres an. 2017 hatten sich Ovtcharov und Boll u.a. in den Endspielen des World Cups, der China und der German Open sowie der neuen Turnierserie T2 gegenübergestanden. Dreimal hieß dabei der Sieger Ovtcharov. Nun sorgten das Topduo beim Europe Top 16 für das erste deutsche Finale in der Geschichte des Turniers. Dass das Ergebnis am Ende 4:0 lautete, überraschte selbst den Sieger. Boll: „Diesen Ausgang hätte ich so nicht erwartet. Aber Dima ist derzeit auch nicht in Topform, hat über Weihnachten Urlaub gemacht. Er wird bald wieder in alter Form sein. Und dann werden wir gemeinsam im April versuchen, die Chinesen bei der WM etwas zu ärgern.“ Der Unterlegene lobte den Gewinner: „Timo hat unglaublich gut gespielt und war eben heute einfach der bessere Spieler. Ich baue gerade im Training meine Form wieder auf.“
Jörg Roßkopf: „Toller Erfolg, aber bis zur WM wartet harte Arbeit auf uns“
Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf freute sich über den Erfolg seiner Spieler, beobachte seine Schützlinge aber auch über das Turnier hinweg kritisch. „Das ist natürlich ein tolles Ergebnis. Aber man hat auch gesehen, dass noch viel Arbeit auf uns wartet, vor allem im Hinblick auf die WM. Wenn wir in Schweden Ende April gut spielen wollen, dann ist in den nächsten Wochen harte Arbeit in den Trainingseinheiten angesagt. Wir haben da schon noch die eine oder andere Kleinigkeit, die wir bis dahin verbessern müssen, denn die Konkurrenz dort ist dann noch stärker.“
Starke Leistungen der Deutschen auf dem Weg ins Finale
Der 36-jährige Rekordeuropameister Boll hatte sich im Halbfinale mit 10:12, 11:6, 11:4, 12:14, 11:5 und 12:10 in sechs Sätzen gegen den fünf Jahre älteren, 23-fachen World-Tour-Sieger Vladimir Samsonov durchgesetzt.
Gestern hatte Boll in einem Düsseldorfer Borussen-Duell den Österreicher Stefan Fegerl und im Viertelfinale seinen Nationalmannschaftskollegen Bastian Steger ausgeschaltet. World-Cup-Sieger Ovtcharov hatte nach den Erfolgen gestern über den Schweizer Lionel Weber und den Griechen Panagiotis Gionis am Vormittag im Halbfinale Doppel-Europameister Jonathan Groth mit 12:10, 11:7, 11:9, 9:11 und 12:10 auf Distanz gehalten, der sich später mit einem Sieg über Samsonov erstmals Platz drei und damit sein World-Cup-Ticket sicherte.
Bernadette Szcos überraschungssiegerin bei den Damen
Im Endspiel des Damen-Einzels gewann vor dem deutschen Herren-Finale überraschend die Rumänin Bernadette Szocs ihren ersten großen Titel vor der favorisierten Weltranglistenzehnten Li Jie (Niederlande), die im Vorjahr im Finale Petrissa Solja bezwungen hatte. Szocs hatte bereits im vergangenen Dezember bei ihrem Sieg im Finale der privaten Turnierserie T2 eine Reihe höher eingeschätzter Spielerinnen hinter sich gelassen. Im Spiel um Platz drei besiegte die Europameisterin von 2015, Elizabeta Samara (Rumänien), die Schwedin Matilda Ekholm und qualifizierte sich wie die beiden Finalteilnehmerinnen für den World Cup der Damen im Oktober in Chengdu (China).
Insgesamt waren sechs deutsche Spieler beim Europe Top 16 in der Schweiz am Start. Bastian Steger (Bremen) musste am Samstag im Viertelfinale Timo Boll gratulieren, Sabine Winter (Kolbermoor) scheiterte in der gleichen Runde an Li Jie. Ruwen Filus (Fulda) und Petrissa Solja (Berlin) schieden im Achtelfinale aus.
Quelle: Deutscher Tischtennis Bund