Den Wettbewerb scheinen die Spielerinnen des ttc berlin eastside zu lieben: Bereits zum fünften Mal in Folge hat das Team aus der Bundeshauptstadt die Deutsche Pokalmeisterschaft gewonnen. Beim LOTTO Final Four-Turnier in der Swiss Life Hall in Hannover setzte sich der Titelverteidiger im Endspiel vor rund 600 Zuschauern gegen den TuS Bad Driburg mit 3:1 durch. Zuvor gewann Berlin die Neuauflage des Vorjahresfinals gegen die TTG Bingen/Münster-Sarmsheim 3:1 und nahm damit erfolgreich Revanche für die 2:6-Niederlage in der Bundesliga. Im zweiten Semifinale wurde der TuS Bad Driburg seiner Favoritenrolle gerecht und feierte einen mühelosen 3:0-Erfolg gegen den Zweitligisten TSV 1909 Langstadt.
Bad Driburg reicht eine 1:0-Führung gegen Titelverteidiger Berlin nicht zur Überraschung
Sie konnte sich ein Lachen nicht verkneifen: Als Nina Mittelham, Nummer 76 der Weltrangliste, die 56 Plätze vor ihr zu findende Georgina Pota in vier Sätzen bezwungen und den TuS Bad Driburg gegen den Vorjahresgewinner ttc berlin eastside im Endspiel mit 1:0 in Führung gebracht hatte, konnte sich die 21-Jährige ein Lächeln nicht verkneifen. „Vor dem Spiel hatte ich noch gedacht, keinen Ball auf den Tisch spielen zu können. Dann lief es aber doch sehr gut.“ Mittelham war mit ihrer Leistung sehr zufrieden und freute sich, „dass ich auch die langen Ballwechsel für mich entscheiden konnte. Das ist nämlich eigentlich die Stärke von Georgina.“
Zur Überraschung reichte es für den Verein aus Ostwestfalen trotzdem nicht. Tie Yana, die in Hannover erstmals für ihren neuen Klub aufschlug, ließ Sarah de Nutte anschließend keine Chance. „Nach den ersten drei Ballwechseln war ich mir sicher, dass Tie Yana zwei Punkte holen würde“, berichtete TTC-Manager Andreas Hain nach der Begegnung. Der Macher war sich auch „100-prozentig sicher, dass wir die dritte Partie für uns entscheiden würden“. Gesagt – getan: Shan Xiaona, die aufgrund ihrer Schwangerschaft nach Einschätzung von Hain noch voraussichtlich bis Februar spielen wird, setzte sich mühelos mit 3:0 gegen Sophia Klee durch. Für den Schlusspunkt sorgte Georgina Pota durch ihren 3:1-Erfolg gegen Sarah de Nutte. „Das war heute vermutlich unser einziger Titel, den wir in dieser Saison gewinnen werden“, mutmaßte Hain anschließend. „So langsam gehen uns nämlich die Spielerinnen aus.“
Die Enttäuschung in Reihen des TuS Bad Driburg hielt sich nach der Partie in Grenzen. „Berlin war der Favorit und es ist uns gelungen, den Favoriten ein wenig zu ärgern“, verriet Nina Mittelham und beobachtete, „dass wir durchaus noch mehr Chancen hatten“. Die TuS-Spitzenakteurin spielte auf die Partie von de Nutte gegen Pota an. „Sarah ließ einige Chancen liegen und hat sich nicht 100-prozentig an die Taktik gehalten.“ Letztendlich sei der Sieg für den ttc berlin eastside, so Mittelham, „verdient und in Ordnung“.
Bad Driburg wird Favoritenrolle gerecht
„Das Ergebnis ist erwartungsgemäß“, sagte Manfred Kämmerer, Manager des Zweitligisten TSV 1909 Langstadt. „Die Mannschaft hat sich trotzdem nicht schlecht verkauft.“ Der Überraschungs-Halbfinalist war bei der 0:3-Niederlage gegen den TuS Bad Driburg jedoch ohne Chance und musste auf Archana Girish Kamath (Einsätze in der indischen Liga) und Monika Pietkiewicz (private Gründe) verzichten. Neben Alena Lemmer und Janina Kämmerer reiste Sonja Busemann mit nach Hannover.
In der Eröffnungspartie kassierte Lemmer eine 1:3-Niederlage gegen Nationalspielerin Nina Mittelham. „Ich habe überhaupt nicht ins Spiel gefunden“, verriet die Nummer zwei aus Langstadt anschließend. Ab dem dritten Satz habe Alena Lemmer jedoch nach Beobachtungen von Manfred Kämmerer „den Bogen raus gehabt“. Trotzdem reichte es nicht zum Sieg. Gleiches galt auch für Janina Kämmerer, die gegen Sarah de Nutte auf verlorenem Posten stand. Die größten Möglichkeiten zu einem Sieg hatte Sonja Busemann gegen Sophia Klee. Nach einem 0:2-Satzrückstand kämpfte sich die TSV-Spielerin in den Entscheidungsdurchgang, hatte dann jedoch gegen die 14-Jährige deutsche Jugend- und Schülermeisterin mit 8:11 das Nachsehen. „Sonja besaß Siegchancen“, analysierte Manfred Kämmerer.
Auf der anderen Seite strahlte Franz-Josef Lingens, Manager des TuS Bad Driburg, nach dem erstmaligen Erreichen des Pokal-Endspiels über das gesamte Gesicht.. „Ich bin zufrieden. Wir hatten vor der Partie schon mit Druck umzugehen.“ Mit Nina Mittelham und Sarah de Nutte habe die Mannschaft jedoch mit „sehr starken Spielerinnen auf den Positionen eins und zwei agiert“. Der TuS-Manager machte nach dem 3:2-Sieg von Sophia Klee gegen Sonja Busemann kein Geheimnis daraus, „dass ich Sophia schon einmal besser gesehen habe. Für Sophia war dieser Erfolg wichtig für ihre Psyche.“
Berlin nimmt gegen Bingen/Münster-Sarmsheim erfolgreich Revanche für die Bundesliga-Niederlage
In Abwesenheit von Hana Matelova, die aufgrund einer Zahn-Operation noch drei Wochen ausfallen wird, war die TTG Bingen/Münster-Sarmsheim in einer Neuauflage des Endspiels aus dem Vorjahr bei der 1:3-Niederlage gegen den ttc berlin eastside am Ende ohne Chance. „Wir haben alles versucht und unser Bestes gegeben. Das reichte allerdings gegen eine starke Mannschaft aus Berlin nicht aus“, resümierte Wan Yuan. Der Auftakt verlief für den aktuellen Tabellenzweiten zunächst sehr vielversprechend. Ding Yaping ließ Tie Yana, die in Hannover ihren ersten Einsatz für den Vorjahresgewinner absolvierte, beim 11:4, 11:6 und 11:8-Sieg nicht den Hauch einer Chance. Anschließend kassierte Yuan Wan zwar eine Drei-Satz-Niederlage gegen Georgina Pota, doch für die Wahl-Bingenerin war deutlich mehr möglich. Im zweiten Durchgang unterlief Wan beim Stand von 8:9 ein Aufschlagfehler. „Das darf mir nicht passieren.“ In Abschnitt drei reichte ein 8:2-Vorsprung nicht zum Satzgewinn aus. Stattdessen gewann Pota die nachfolgenden neun Ballwechsel und damit auch die Partie. Die vorentscheidende Begegnung im Kampf um den Gesamtsieg und den Einzug in das Endspiel verlor Marie Migot gegen Shan Xiaona mit 1:3. Ebenfalls in vier Sätzen hatte anschließend Ding Yaping gegen Georgina Pota das Nachsehen. „Wir hatten Georgina sehr gut auf das Abwehrspiel von Yaping eingestellt. Sie hat die Taktik hervorragend umgesetzt“, resümierte Berlins Manager Andreas Hain anschließend. Außerdem habe die Ungarin einmal mehr unter Beweis gestellt, „dass sie in wichtigen Spielen sehr starke Leistungen zeigen kann“. In der Bundesliga hatte sich die Spitzenspielerin aus Bingen nämlich noch in vier Sätzen gegen Pota durchgesetzt. „Nachdem ich mein erstes Spiel so deutlich ungefährdet gewonnen hatte, bin ich davon ausgegangen, das zweite Einzel auch zu gewinnen“, verriet die 50-Jährige Ding Yaping anschließend.
600 Zuschauer bilden einen würdigen Rahmen für eine wiederum perfekt organisierte Veranstaltung
Nicht nur die Aktiven der vier teilnehmenden Mannschaften trugen dazu bei, dass das LOTTO Final Four-Turnier bei den 600 Zuschauern in positiver Erinnerung bleiben wird. DTTB-Präsident Michael Geiger sprach im Rahmen der Siegerehrung von einer „perfekt organisierten Veranstaltung“ und lobte stellvertretend für die drei Vereine TTC Helga Hannover, SG Misburg und Badenstedter, SC Uwe Rehbein. Hannovers Mr. Tischtennis, der zum dritten Mal in Folge federführend an der Spitze der Organisationsteams stand, sorgte einmal mehr mit seinem Team für optimale Bedingungen.
Die Ergebnisse im Detail
FINALE
ttc berlin eastside – TuS Bad Driburg 3:1
Georgina Pota – Nina Mittelham 1:3 (-7,-8,7,-7)
Tie Yana – Sarah de Nutte 3:0 (5,7,10)
Shan Xiaona – Sophia Klee 3:0 (9,1,5)
Georgina Pota – Sarah de Nutte 3:1 (4,8,-8,8)
HALBFINALE
TTG Bingen/Münster-Sarmsheim – ttc berlin eastside 1:3
Ding Yaping – Tie Yana 3:0 (4,6,8)
Yuan Wan – Georgina Pota 0:3 (-6,-8,-8)
Marie Migot – Shan Xiaona 1:3 (-9,-8,6,-6)
Ding Yaping – Georgina Pota 1:3 (-7-4,6,-4)
TuS Bad Driburg – TSV 1909 Langstadt 3:0
Nina Mittelham – Alena Lemmer 3:1 (4,7,-3,9)
Sarah de Nutte – Janina Kämmerer 3:0 (2,9,4)
Sophia Klee – Sonja Busemann 3:2 (10,5,-7,-8,8)
Quelle: Deutscher Tischtennis-Bund